Seit Mitte 2023 unterliegen chinesische Germanium-Ausfuhren einer Genehmigungspflicht – eine Entscheidung, die sich als geopolitisches Druckmittel entpuppt. Die Exportmengen aus China sind in den letzten zwei Jahren dramatisch eingebrochen: Während im ersten Halbjahr 2023 noch 28 Tonnen geliefert wurden, sank die Zahl 2024 auf 12,4 Tonnen – und im laufenden Jahr exportierte China laut den Rohstoff-Experten des Analysehauses Inverto insgesamt nur noch 5 Tonnen.

Die deutsche Industrie, allen voran die Rüstungsbranche, steht unter Zugzwang. Moderne Nachtsichtgeräte, präzise Sensorik, aber auch gewisse Kommunikationssysteme funktionieren nur mit Germanium.

Die Folge: ein explosionsartiger Preisanstieg. 2023 kostete ein Kilogramm 99,99-prozentiges Germanium noch rund 1.500 Euro, nun liegt der Preis bei fast 4.000 Euro.

Ein globales Machtspiel – und Europa schaut zu

Zwar versuchen westliche Staaten , abgesehen von China alternative Rohstoffquellen zu finden – etwa in Belgien, Finnland, Kanada oder den USA. Doch auch dort sind die Kapazitäten begrenzt. Selbst der belgische Materialkonzern Umicore ist mittlerweile auf Lieferungen aus der Demokratischen Republik Kongo angewiesen, wo Germanium aus Bergbauabfällen recycelt wird – ein Nebengeschäft, das aber kaum die chinesischen Mengen ersetzen kann.

Chinas Germanium-Vorgehen ist kein Einzelfall, sondern Teil einer Strategie, die Wirtschaft als geopolitische Waffe einzusetzen. Ähnliche Exportbeschränkungen gibt es bereits für Gallium und Seltene Erden – unverzichtbar für Elektronik, Windräder und E-Autos.

Ein globaler Wettlauf um Kontrolle

Die Abhängigkeit von Peking ist längst mehr als ein wirtschaftliches Problem – sie ist eine strategische Schwachstelle.

Während deutsche Minister über Nachhaltigkeit und Recyclingquoten debattieren, die verhindern, dass die Erschließung von Rohstoffquellen im eigenen Land vorangetrieben wird, sichern sich andere Länder die Grundlagen des technologischen Fortschritts. Der Kampf um Metalle wie Germanium ist dabei nur ein Vorgeschmack auf das, was bevorsteht: eine neue Ära geopolitischer Rohstoffkriege – in der Deutschland kaum mehr als Zuschauer ist.