Die Prognosen für die Ausschüttungssaison zeigen einen bemerkenswerten Kurswechsel. Die 40 DAX-Konzerne werden im kommenden Frühjahr voraussichtlich knapp 52 Milliarden Euro an ihre Aktionäre überweisen – rund eine Milliarde weniger als im Vorjahr. Ein Rückgang, der erstaunt, denn: 26 Unternehmen wollen mehr Dividende zahlen, lediglich fünf planen Kürzungen.

Trotzdem fällt die Gesamtsumme niedriger aus. Der Grund liegt eindeutig bei den Autobauern, deren Dividendenausschüttungen regelrecht einbrechen. Nachdem sie jahrelang die größten Dividendenbringer des Index waren, schmelzen ihre Auszahlungen für das abgelaufene Geschäftsjahr um rund dreieinhalb Milliarden Euro — ein drastisches Minus, das dem gesamten DAX sichtbar zusetzt.

Autobauer bremsen – Finanzriesen beschleunigen

Rechnet man die Automobilbranche heraus, ergibt sich ein deutlich freundlicheres Bild: Die übrigen DAX-Unternehmen erhöhen ihre Dividenden im Schnitt um fast zehn Prozent. Besonders die Finanzdienstleister stechen hervor, allen voran die Allianz. Mit einer erwarteten Ausschüttung von über sechs Milliarden Euro bleibt sie unangefochten an der Spitze.

Die gegenläufigen Entwicklungen zeigen, wie tiefgreifend sich die Strukturen im DAX verschieben. Während Banken und Versicherer von steigenden Erträgen profitieren, kämpfen die großen Fahrzeughersteller mit sinkenden Margen, Absatzschwankungen und teuren Transformationsprojekten, vor allem mit Blick auf die E-Mobilität.

Unsicherheit im Hintergrund

Diese Tendenzen fallen in eine Phase, in der der DAX selbst neue Höhen erklimmt. Die Hoffnung auf baldige Zinssenkungen in den USA treibt die Kurse. Anleger setzen darauf, dass günstigeres Geld die Wirtschaft belebt und Unternehmensgewinne stützt. So sprang der DAX zuletzt auf 23.882 Zähler, ein Tagesanstieg von 0,8 Prozent.

Doch hinter der glänzenden Oberfläche mahnen Experten zur Vorsicht. Marktbeobachter Timo Enden spricht von einer „fragilen makroökonomischen Gemengelage“ und erwartet weiterhin nervöse Schwankungen. Wachstumsprobleme, geopolitische Risiken und sektorale Krisen – allen voran in der Industrie – bleiben bestehen.