Der Staat als letzter Investor: Alarm am Wirtschaftsstandort
Während Unternehmen ihr Kapital abziehen, pumpt der Staat Milliarden in den Standort – Experten warnen vor dem schleichenden Einstieg in eine Kommandowirtschaft
Österreichs Wirtschaftsstandort steht an einem kritischen Punkt. Private Investoren ziehen sich seit Jahren zurück – und seit 2023 sogar in dramatischem Tempo. Was bleibt, ist ein Staat, der versucht, die Lücke mit immer mehr öffentlichen Milliarden zu füllen. Eine neue Grafik der Agenda Austria zeigt nun schonungslos, wie groß die Schieflage inzwischen ist.
Die privaten Nettoanlageinvestitionen – also jene Investitionen, die tatsächlich neues Kapital schaffen und nicht bloß Abschreibungen ersetzen – befinden sich im freien Fall. Während Unternehmen immer weniger im Inland investieren und ihr Geld zunehmend ins Ausland verlagern, übernimmt der Staat mehr und mehr die Rolle des Hauptinvestors. Im vergangenen Jahr kam mehr als jeder zweite investierte Euro aus öffentlichen Mitteln – allerdings von einem historisch niedrigen Ausgangsniveau.
Der Staat als letzter Investor
Was auf den ersten Blick wie Stabilisierung wirkt, ist für Ökonomen ein Alarmsignal. Denn der Staat ist nicht nur ein schlechter Unternehmer – er kann die wegbrechenden privaten Investitionen schlicht nicht ersetzen. Schon heute zählt Österreich zu den Ländern mit den höchsten Abgabenquoten weltweit, gleichzeitig wächst die Verschuldung in rasantem Tempo.
„Dass der Privatsektor dem österreichischen Standort den Rücken kehrt, sehen wir schon seit Jahren. Investiert wird entweder gar nicht oder im Ausland“, warnt Agenda-Austria-Ökonom Jan Kluge. Der Staat könne diese Entwicklung weder dauerhaft finanzieren noch strukturell ausgleichen.
Gefährlicher Weg Richtung Ersatzwirtschaft
Der Befund passt zu einer jüngsten Warnung des deutschen ifo-Chefs Clemens Fuest, der vor einem sich aufblähenden Staat bei gleichzeitig einbrechenden privaten Investitionen gewarnt hatte. Was für Deutschland gilt, trifft auf Österreich inzwischen mit voller Wucht zu.
Ohne privates Kapital gibt es keine Innovation, kein Wachstum und keine wirtschaftliche Erneuerung. Statt Vertrauen zu schaffen, schrecken hohe Abgaben, Bürokratie und politische Unsicherheit Investoren ab. Der Staat springt ein – nicht aus Stärke, sondern aus Not.
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