Ein deutscher Unternehmer versucht in einem neuen Projekt, Windräder zu recyceln, indem er Ferienhäuser darauf baut. Die Holzhütten werden dabei auf die alten Rümpfe montiert. Ob dieses Pilotprojekt jedoch massentauglich ist, ist fraglich.

Von der Energiewende zum Schrotthaufen

Im Jahr 2024 wurden in Deutschland rund 600 Windräder wieder abgebaut. Grund dafür waren die ausgelaufenen Förderungen nach 20 Jahren. Wie in jeder Branche wird auch in dieser nach Profit gestrebt, wobei die Umweltfolgen größtenteils außer Acht gelassen werden. Die alten, aber noch funktionstüchtigen Windräder werden durch neuere, effizientere Modelle ersetzt. Genau das ist problematisch, denn die Entsorgung von Windrädern ist kompliziert – vor allem die der Rotorblätter. Diese bestehen aus vielen verschiedenen Materialien, darunter Glasfasern, Aluminium, Holz, Kunststoff, CFK (kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff) und Klebstoffe. Diese Materialien lassen sich nur schwer voneinander trennen.

Werden die Rotorblätter im Verlauf des Recyclingprozesses zersägt, entstehen feine Stäube, die in die Lunge eindringen und Entzündungen oder Krebs verursachen können. Dies belastet die Umwelt und Lebewesen enorm.

Billiger verbrennen als recyceln

Bisher werden die Reste von Windrädern in der Zementindustrie verbrannt. Dieser Prozess ist jedoch nicht nur energieaufwendig, sondern auch extrem umweltschädlich. Grund dafür sind die Kosten: Das Recycling einer Tonne Schrott kostet die Unternehmen 1.500 Euro, eine Verbrennung hingegen nur die Hälfte. Die deutsche Firma Novo-Tech versucht, aus alten Rotorblättern Terrassendielen und Schienen herzustellen. Doch zwei Drittel der gelieferten Rotorblätter kann das Unternehmen aufgrund giftiger Zusatzmittel nicht verwenden. Alles, was nicht verwertet werden kann, kommt in den Müll.

Politik im Schweigemodus

In Deutschland gibt es keine verbindlichen gesetzlichen Regelungen für das Recycling von Windrädern. Experten fordern einen einheitlichen Qualitätsstandard und gleiche Regelungen wie in anderen Industriebranchen.

Der in einem tschechischen Naturschutzgebiet abgelagerte Sondermüll enthält unter anderem auch Teile von Rotorblättern deutscher Unternehmen. Diese wurden nach mehrfacher Rücksprache mit den Unternehmen nicht zurückgenommen. Auf Anfrage des ZDF äußerte sich das Bundesumweltministerium zur generellen Problematik: „Die Entwicklung und Anwendung von Entsorgungslösungen für Rotorblätter befindet sich in einem dynamischen Prozess.“

Die derzeitige Praxis kann jedoch keine dauerhafte Lösung sein. Laut Experten ist eine gesetzliche Regelung für die in den nächsten 15 Jahren anfallenden 600.000 Tonnen Abfall dringend notwendig.