Die Gaskrise und was sie für die Österreicher bedeutet
Der Gashahn der Russen ist zugedreht und Wirtschaftsexperten rechnen trotz Beschwichtigungen der Regierung mit einem 20-prozentigen Anstieg der Gaspreise für die österreichischen Endverbraucher.
Jetzt ist es also soweit: Seit heute 6 Uhr früh fließt kein Gas mehr durch die Pipelines aus Russland nach Österreich. Während Bundeskanzler Nehammer beruhigt und erklärt, man habe sich auf dieses Szenario vorbereitet und die österreichischen Gasspeicher sind gut gefüllt, bleibt bei der Bevölkerung trotzdem ein ungutes Gefühl zurück. Immerhin heizen trotz der „Raus aus Gas”-Offensive immer noch rund eine Million Haushalte mit Gas.
Besonders im Osten Österreichs sorgt Gas für warme Wohnungen. Auch sind Gasheizungen häufig in Wohnhausanlagen vertreten, das heißt, dass besonders viele Mietwohnungen mit Gas beheizt werden und Mieter einen Heizungsaustausch nicht durchführen können.
Was bedeutet die Gaskrise nun wirklich für den durchschnittlichen Österreicher?
Gaspreis bereits über das Wochenende gestiegen
Trotz aller Beteuerungen und Beschwichtigungen von Seiten der Politik ist klar, dass dieser Lieferstopp ein deutliches Mehr an Kosten bedeutet. Der Versorgungsexperte Herbert Saurugg prognostiziert gestern abend im exxpress einen deutlichen Anstieg der Gaspreise. „Möglich sind Preissteigerungen von bis zu 20 Prozent“, so der Experte.
Diese Theorie ist nun tatsächlich eingetroffen: Laut Insidern ist der Gaspreis für das Wochenende bereits auf 47,8 €/Mwh angestiegen im Vergleich zum Montag mit 42,5€/Mwh. Bei Wintereinbruch ist mit einem weiteren Anstieg zu rechnen. Dazu kommt auch ein Anheben der Netzkosten für Gas und Strom.
Kurz zusammengefasst: Die unter der massiven Teuerung in allen Bereichen leidenden Österreicher werden noch weiter geschröpft, der Wirtschaftsstandort weiter geschwächt, was wiederum ein Absiedeln der Unternehmen ins Ausland nach sich zieht – und damit einen Verlust von Steuereinnahmen und Arbeitsplätzen. Vergleiche der österreichischen Gaspreise mit den USA und Asien zeigen, wie geschwächt unser Wirtschaftsstandort bereits ist.
Österreich ist auf den Ausfall von russischem Gas gut vorbereitet. Die Speicher sind soll, die Versorgung ist gesichert. Die Republik verfügt über eine strategische Reserve, die dazu da ist, um allfällige Mangellagen auszugleichen. Wir sind nicht erpressbar! pic.twitter.com/Qfp0XTTYj8
— Karl Nehammer (@karlnehammer) November 16, 2024
Ebenso dramatisch dürfte die Lage für die „normalen” Verbraucher werden, tritt der Fall der massiven Preiserhöhungen der Gaspreisen wirklich ein. Man muss gar nicht an die Pensionistin in ihrer schlecht gedämmten Altbauwohnung denken, auch der typische Mittelstand verarmt zusehends.
„Die jüngsten Entwicklungen sind besorgniserregend und sollten die Alarmglocken schrillen lassen – trotz deutlicher Reallohnzuwächse hat Österreich in den letzten fünf Jahren an Wohlstand verloren, kurz gesagt: es ist Feuer am Dach“, warnte der Präsident der Industriellenvereinigung Georg Knill erst diese Woche – noch vor Bekanntwerden der Gaskrise.
Und welche Maßnahmen setzen nun unsere Politiker angesichts der drohenden 20 Prozent-Steigung der Energiekosten jedes durchschnittlichen Haushaltes? Streiten, wie immer.
Kickl und Stocker streiten wieder einmal öffentlich
Gestern Abend ließ FPÖ-Chef Herbert Kickl seinen Unmut noch auf Facebook freien Lauf: „Es ist genau das passiert, wovor wir Freiheitliche seit über einem Jahr warnen. Russland nimmt Österreich als nicht mehr neutral wahr und setzt entsprechende Konsequenzen – und was macht unsere Regierung? Nichts! Karl Nehammer interessiert nur, dass er seine Verlierer-Ampel basteln kann und damit seinen Job absichert.”
Heute kam flugs die Retourkutsche vom scharfen Mann der ÖVP, Generalsekretär Christian Stocker: „Ginge es nach Herbert Kickl und der FPÖ, stünde Österreich nun nach der Gazprom-Ankündigung vor einem gravierenden Problem und einem schwierigen Winter”, so Stocker gewohnt hart via Presseaussendung. „Die Kickl-FPÖ hätte die Gasversorgung in Österreich aufs Spiel gesetzt. Die Freiheitlichen haben im Parlament mehrfach gegen wichtige Maßnahmen gestimmt, die die Versorgungssicherheit in Österreich langfristig garantieren. So hat die FPÖ beispielsweise dagegen gestimmt, dass Gasversorger zu Versorgungssicherheitskonzepten verpflichtet werden. Aber auch dem Maßnahmenpaket zur Gasversorgungssicherheit, das unter anderem die Erweiterung der Speicherverpflichtungen der Gasversorger beinhaltete, hat die FPÖ nicht zugestimmt.”
Eine verbale Schulbuben-Rauferei, die den Österreichern gar nichts bringt. Ebenso wenig wird ein Bonus der Teuerungsgebeutelten Bevölkerung Erleichterung bringen. Insider befürchten, dass die Regierung die Gaskrise mit ihrer Lösung für alles, nämlich einem hundert Euro-Bonus für alle Haushalte lösen wird. Doch dieses Mal werden sich die Regierung und Bundeskanzler Nehammer bessere Schritte als einen einmaligen Pimperlbonus überlegen müssen – die Stimmung in der Bevölkerung wird zunehmend schlechter.
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