Die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt hofft auf gutes Wetter, um gut durch den Winter zu kommen
Mit der Gasknappheit steigen auch die Sorgen um die deutsche Industrie. Zurzeit versucht Deutschlands Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) Optimismus zu versprühen, doch das klappt nach seinen jüngsten Aussagen nicht wirklich.
Der deutsche Journalist Julius Böhm ist besorgt: „Wenn die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt auf gutes Wetter hoffen muss, um gut durch den Winter zu kommen, wird sie nicht mehr lange die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt sein.“ Der „Bild“-Reporter nimmt dabei Bezug auf ein Zitat des deutschen Wirtschaftsministers Robert Habeck (53, Grüne).
„Wenn wir Glück mit dem Wetter haben, stehen die Chancen gut…“
Zum Hintergrund: Eigentlich wollte Habeck Optimismus versprühen. Nachdem es Deutschland geschafft hat, seine Gasspeicher auf 90 Prozent zu füllen, schadet ja nicht ein wenig Zuversicht. Nur fiel am Rande seines Besuchs in Lubmin mit Mecklenburg-Vorpommernsein ein Satz, das nicht geeignet ist, allzu hoffnungsfroh auf den Winter zuzugehen. Wörtlich erklärte der Wirtschaftsminister: „Wenn beim Gassparen alles gut geht und wir Glück mit dem Wetter haben, dann haben wir eine Chance, gut durch den Winter zu kommen.“
Mit anderen Worten: Das Schicksal Deutschlands, seiner Industrie und seines Wohlstands liegt in den Händen von Frau Holle. Das ist auch durchaus zutreffend, wenn man sich ein paar Fakten vergegenwärtigt.
Ein zweiter „Jänner 2021“ wäre verheerend
220 Terrawattstunden (TWh) befinden sich zurzeit in den deutschen Gasspeichern. Sollte es Deutschland schaffen, die Speicher noch bis zur Gänze auf 242 TWh anzufüllen, so es hat es damit immerhin knapp ein Viertel seines Jahresverbrauchs eingespeichert. Über das gesamte Jahr hinweg verbraucht Deutschland nämlich 999 Terawattstunden (TWh) an Gas.
Nun kommen wir zum Problem: Sollten die Lieferungen von Alternativen zum russischen Gas stocken, würde ein kalter Wintermonat bereits die Hälfte der Reserven verbrauchen. Das geschah beispielsweise im Jänner 2021: Allein in diesem Monat hat Deutschland 142,3 WTh verbraucht. „Das heißt, dass die Speicher dann am Ende des Winters wieder leer sein werden, in diesem Fall richtig leer, weil wir das Gas nutzen werden“, kommentiert Habeck.
Das trendet. pic.twitter.com/tCbi2e2wHS
— Ute (@Ute27751490) September 18, 2022
Der „Worst Case“ hätte unabsehbare Folgen – für Deutschland und für die EU
Deswegen sucht Habeck nach alternativen Wegen, Gas einzuspeichern. So plant der Bund ein schwimmendes LNG-Terminal etwa 30 bis 40 Kilometer vor der Küste zu installieren, von der aus das Gas dann per Pipeline bis ans Festland geleitet und von da aus verteilt werden soll. In der zweiten Hälfte des kommenden Jahres könnte die jährliche Kapazität etwa fünf Milliarden Kubikmeter Erdgas betragen. Dass es inmitten der Energiekrise eine gute Idee Habecks war, die letzten drei verbliebenen Kernkraftwerke abzuschalten, wird bezweifelt.
Im Falle eines „Worst Case“-Szenarios ist Feuer am Dach, und der eiskalte Winter würde zumindest in politischer Hinsicht ausgesprochen heiß. Schon bald könnten sich die vielen Jahre einer verfehlten Energiepolitik rächen. Davor warnt der Polit-Experte Ralph Schöllhammer (Webster University), der regelmäßig Studiogast bei eXXpressTV ist. Die Folgen wären kombiniert mit der Rekordinflation unabsehbar für die gesamte EU. „Im Gegensatz zu dem, was man in den meisten Medien liest, sind die USA nicht in Gefahr, in nächster Zeit auseinanderzubrechen. Europa hingegen schon“, sagt Schöllhammer. „Es besteht die ernste Gefahr, dass der Energieprotektionismus, gefolgt vom Lebensmittelprotektionismus, begleitet von einer massiven Inflation (vor der Deflation), die EU zerbricht.“
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