E-Auto-Pleite: Nächster Autohersteller setzt auf Verbrenner
Die E-Auto-Zulassungen in Deutschland und der Schweiz ziehen wieder deutlich an – doch die Hersteller treten gleichzeitig auf die Bremse. Opel verschiebt das geplante Verbrenner-Aus, auch andere Marken geraten ins Straucheln.
Die Nachfrage an E-Autos steigt. Trotzdem verabschieden sich die Auto-Hersteller von ihren einst hochtrabenden Elektro-Plänen.IMAGO/ZUMA Press Wire
Nach einem harten Einbruch 2024 meldet der E-Auto-Markt in Europa neue Dynamik. Besonders in Deutschland zeigt die Kurve wieder nach oben: Im Juli stiegen die Neuzulassungen von reinen Stromern um satte 58 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, berichtet die Schweizer Zeitung Blick. Jeder fünfte Neuwagen war vollelektrisch, weitere zehn Prozent entfielen auf Plug-in-Hybride. Insgesamt wurden bis Ende Juli fast 300.000 E-Autos neu zugelassen – ein Plus von knapp 40 Prozent.
Auch in der Schweiz zeichnet sich eine Trendwende ab. Laut der Branchenvereinigung Auto Schweiz machten Elektroautos bis Ende Juli 20,6 Prozent aller Neuzulassungen aus, Plug-in-Hybride weitere 10,5 Prozent. Damit steigt der Anteil der sogenannten „Steckerfahrzeuge“ erstmals seit Langem wieder über 30 Prozent. Doch Euphorie bleibt aus: Das politische Ziel von 50 Prozent bis Ende 2025 ist in weiter Ferne.
Die große Kehrtwende: Verbrenner bleiben
Während die Nachfrage wieder anzieht, verabschieden sich Hersteller zunehmend von ihren hochtrabenden Elektro-Plänen. Opel verkündete jetzt offiziell den „Ausstieg vom Ausstieg“. Das geplante Verbrenner-Ende ab 2028 wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Begründung: Die Kunden verlangten weiterhin Auswahl. Deshalb will Opel auf eine „Multi-Energy“-Strategie setzen – jedes Modell soll auch künftig als Benziner, Hybrid oder Elektro erhältlich sein. Selbst ein geplantes Batteriezellenwerk in Kaiserslautern liegt auf Eis.
Auch die Konzernschwestern von Opel rudern zurück. Citroëns Luxusmarke DS wollte schon 2024 ausschließlich Elektroautos verkaufen – nun sollen Hybride doch im Programm bleiben. Citroën selbst, ebenso wie Peugeot, Alfa Romeo und Maserati, hatten ein Verbrenner-Aus ab 2028 angekündigt. Angesichts der Absatzkrise wirkt dieses Ziel heute illusorisch.
Deutsche Skepsis wächst
Andere Autobauer hatten ihre Elektro-Ambitionen von Anfang an vorsichtiger formuliert. BMW-Chef Oliver Zipse warnte früh: „Das Verbot der Verbrennungsmotoren ist aus unserer Sicht naiv und muss angepasst werden“, sagte er der Bild. BMW stellt sich darauf ein, auch nach 2035 noch Verbrenner in Europa anzubieten. Audi hat sein für 2033 geplantes Aus fix verschoben, auch Volkswagen schiebt die Fristen. Porsche setzt wieder stärker auf Benziner und Plug-in-Hybride.
Besonders hart trifft es Mercedes. Der Konzern hatte wie kaum ein anderer voll auf E-Mobilität gesetzt. Nun droht ein Tabubruch: Ab 2027 könnten Vierzylindermotoren von Rivalen BMW in Mercedes-Modellen eingebaut werden. Branchenkenner sprechen von einer „strategischen Bankrotterklärung“. Im Fokus der Kritik steht CEO Ola Källenius, der konsequent auf Elektroantrieb gesetzt hatte – ohne die Skepsis vieler Kunden ausreichend einzukalkulieren.
Der Markt zeigt: Die eigentliche Macht liegt bei den Käufern. Sie entscheiden, ob die große Elektrowende Fahrt aufnimmt oder nicht. Bis auf Weiteres heißt das: Der Verbrenner bleibt im Spiel – und mit ihm auch ein Stück alte Auto-Welt.
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