Deutschland hat ehrgeizige Ziele: Bis zum Jahr 2030 will es 80 Prozent erneuerbare Energien und bis 2045 Klimaneutralität erreichen – doch der Preis dafür ist gigantisch. Eine neue Studie im Auftrag der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) beziffert die Kosten bis 2049 auf 4,8 bis 5,4 Billionen Euro. Für Wirtschaft und Haushalte bedeutet das: eine Belastung, die Standort und Wohlstand ins Wanken bringen könnte.

„Standort, Wohlstand, Akzeptanz in Gefahr“

DIHK-Präsident Peter Adrian schlägt Alarm: „Die Zahlen zeigen: Mit der aktuellen Politik ist die Energiewende nicht zu stemmen. Die Belastung erreicht ein Niveau, das unseren Standort, unseren Wohlstand und die Akzeptanz der Energiewende gefährdet.“

Tatsächlich müssten private Investitionen in Energie, Industrie, Gebäude und Verkehr explodieren: Von derzeit 82 Milliarden Euro jährlich auf 113 bis 316 Milliarden Euro im Jahr 2035. Zum Vergleich: Alle privaten Investitionen in Deutschland beliefen sich 2024 auf 770 Milliarden Euro.

Milliarden für Netze, Importe und Betrieb

Die Studie „Neue Wege für die Energiewende (Plan B)“ von Frontier Economics macht deutlich, wo die Milliarden hinfließen:

2,0 bis 2,3 Billionen Euro für Energieimporte
1,2 Billionen Euro für Netzinfrastruktur
1,1 bis 1,5 Billionen euro für neue Erzeugungsanlagen
500 Milliarden euro für deren Betrieb

Schon jetzt wandern energieintensive Unternehmen ins Ausland ab. Adrian warnt vor einem „zu hohen Transformationsdruck“, der Kostenexplosionen und Fehlallokationen provoziert.

Bürokratie-Bremse: Green Deal & GEG

Neben den Kosten sorgt auch die Bürokratie für Frust. Der EU-Green-Deal, deutsche Sonderwege wie das Gebäudeenergiegesetz und komplizierte Förderstrukturen überfordern Unternehmen wie Verbraucher.

„Plan B“: Kurswechsel mit Einsparpotenzial

Die DIHK fordert einen radikalen Strategiewechsel. Herzstück ist ein konsequenter CO₂-Zertifikatehandel, statt nationaler Sonderregelungen. Weitere Vorschläge:

Regulierung entschlacken, mehr Technologiewettbewerb
Bestehende Infrastruktur nutzen, etwa Gasnetze für Wasserstoff
Internationale Kooperation statt nationaler Alleingänge
Subventionen für profitable Erneuerbare streichen
Marktwirtschaftliche Gaskraftwerke statt staatlicher Förderstrukturen

Allein dadurch ließen sich 530 bis 910 Milliarden Euro sparen – bis zu 17 Prozent weniger als im Status quo. Wird das Klimaneutralitätsziel leicht verschoben, winken zusätzliche 80 bis 220 Milliarden Euro Einsparung.

„Müssen flexibler werden“

DIHK-Vizepräsident Achim Dercks fordert Tempo: „Noch in diesem Jahr stehen wichtige Richtungsentscheidungen an. Die Energiewende muss flexibler und einfacher werden – technologieoffen, kostenreduzierend und innovationsfreundlich.“