Essen wird zum Luxusgut: Die stille soziale Krise
Der Supermarktbesuch wird für viele Verbraucher in Österreich und Deutschland zur enormen Kostenbelastung. Brot, Butter, Gemüse oder Fleisch sind für Millionen Menschen längst zum Luxus geworden. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in einer aktuellen Studie die Ursachen dafür untersucht – und bestätigt, was viele Bürger längst fühlen: Die Teuerung bei Lebensmitteln frisst sich tief in den Alltag hinein.
Während die Gesamtinflation in der Eurozone zuletzt auf 2,3 % sank, steigen die Preise für Nahrungsmittel weiter rasant. Besonders stark betroffen sind Grundprodukte des täglichen Bedarfs. Laut der EZB-Studie „Wenn Lebensmittel wehtun“ haben sich viele Lebensmittel seit Ende 2019 drastisch verteuert – in einzelnen Fällen um bis zu 60 %.
„Die Menschen erleben die Inflation bei Lebensmitteln unmittelbarer als in anderen Bereichen, weil sie täglich einkaufen und die Preisschübe direkt spüren“, erklärt Christiane Nickel von der EZB. Kaum ein Bürger wisse, was ein Barrel Öl kostet – aber jeder kenne den Preis seines Lieblingskaffees.
Besonders betroffen sind Kakao- und Schokoladenprodukte, deren Preise seit 2019 um fast 60 % gestiegen sind. Fleisch verteuerte sich um mehr als 30 %, Milchprodukte um 40 %, Butter sogar um 50 %.
Energiepreise als Preistreiber
Ein Hauptgrund liegt in den gestiegenen Energiekosten. Die Produktion vieler Lebensmittel ist energieintensiv – von der Milchtrocknung bis zur Kühlung im Supermarkt. Steigende Strom- und Gaspreise schlagen daher unmittelbar auf die Endpreise durch.
Die Folge: Einfache Produkte wie Brot, Butter oder Obst werden für einkommensschwache Haushalte zum Luxusgut. Immer mehr Menschen sehen sich gezwungen zu rabattierter oder „geretteter Ware‟ zu greifen – oder beteiligen sich an Foodsharing-Initiativen, um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden und Geld zu sparen.
Österreich bleibt Hochpreisland
Doch nicht nur bei den Lebensmitteln ist die Situation problematisch. Besonders in Österreich, wo die Inflation im Oktober bei 4,0 % verharrte, ist der Druck auf Verbraucher übergreifend hoch. Laut dem Statistikamt treiben vor allem Dienstleistungen und Energie die Preise nach oben. Besonders in Gastronomie und Tourismus – beides stark personalintensive Branchen – bleiben Preissteigerungen an der Tagesordnung.
Gleichzeitig explodieren die Energiekosten erneut: Mit einem Plus von 9,7 % gegenüber dem Vorjahr verteuerten sich Strom und Gas noch stärker als im September. Der Grund liegt im Auslaufen staatlicher Entlastungen wie der Strompreisbremse.
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