Fast ein Drittel jener, die sich 2024 an Schuldnerberatungsstellen wandten, hatte offene Forderungen bei Versand- und Internethändlern. Doch die nun geplante Umsetzung einer EU-Richtlinie könnte weit über das Ziel hinausschießen – und am Ende vor allem eines bewirken: deutlich mehr Bürokratie für Händler und Konsumenten.

Ein SPD-Vorstoß sorgt für Aufregung: Schriftliche Bestätigung per Post für jeden Rechnungskauf

Die Wirtschaftswoche berichtet von einem Vorhaben aus der SPD-Bundestagsfraktion, das den Rechnungskauf und ähnliche Modelle künftig erschweren dürfte. Wer online einkauft und später bezahlen möchte, soll laut diesen Plänen künftig schriftlich und per Post bestätigen müssen, dass er sich der Risiken bewusst ist. Ein Verfahren, das in einer zunehmend digitalen Welt wie ein Relikt aus vergangener Zeit wirkt – und den Onlinehandel unmittelbar ausbremsen könnte.

Der Vorschlag orientiert sich an einer EU-Vorgabe, die Deutschland bis zum 20. November in nationales Recht gießen muss. Es geht um die EU-Verbraucherkreditrichtlinie, ein bürokratisches Regelwerk aus dem Jahr 2023, das Verbraucher vor Überschuldung schützen soll. Das Anliegen mag berechtigt sein, doch in der Praxis droht ein enormer Aufwand ohne wirklichen Gewinn an Sicherheit.

Brüssel verlangt neue Regeln

Die Richtlinie der Europäischen Union sieht vor, dass Kreditmodelle, zu denen auch „Buy now, pay later“-Angebote zählen, strenger überwacht werden. Verbraucher sollen vor hohen Zinsen, Intransparenz oder unfairen Klauseln geschützt werden. Doch wie so oft bei EU-Projekten wird ein eigentlich sinnvolles Ziel mit einer Flut an Verwaltungsauflagen vermengt, die den Alltag für Millionen Menschen komplizierter macht.

Mehr Kontrolle für Paypal, Klarna & Co.

Große Zahlungsdienstleister wie Paypal oder Klarna geraten mit der neuen Gesetzeslage ebenfalls stärker ins Visier. Ihre Angebote, bei denen Bestellungen zunächst geliefert und erst später bezahlt werden, sollen künftig einer umfassenderen Prüfung unterliegen. Strengere Bonitätskontrollen und zusätzliche Einwilligungen sollen verhindern, dass Verbraucher unbemerkt in die Schuldenfalle geraten.

Doch Kritiker warnen, dass diese Maßnahmen an der Realität vorbeigehen. Die meisten Nutzer dieser Dienste sind weder überschuldet noch uninformiert – sie nutzen die Angebote aus Komfort, nicht aus Not. Statt gezielter Lösungen für Problemfälle droht nun ein pauschales Misstrauensregime, das alle trifft.

Ziel verfehlt? Warum der Schutz vor Überschuldung nicht zwangsläufig durch mehr Papier entsteht

Die EU möchte Transparenz schaffen und Verbraucher schützen – ein nachvollziehbares Anliegen. Doch anstatt moderne, digitale und praxisnahe Lösungen zu fördern, setzt Brüssel erneut auf rigide Vorgaben, die den Alltag verkomplizieren. Ausgerechnet in einem Bereich, der von Schnelligkeit, Einfachheit und Flexibilität lebt, würde ein postalisch bestätigter Warnhinweis die Prozesse zurück in die analoge Vergangenheit katapultieren.

Schon heute existieren zahlreiche Schutzmechanismen, von Bonitätsprüfungen bis hin zu 14- tägigen Widerrufsrechten. Die neue Richtlinie droht, diese bestehenden Strukturen nicht zu verbessern, sondern zu ersticken.