Die Zahlen sind eindeutig – und sie sind beunruhigend: Österreich rutscht bei der Produktivität immer weiter zurück, während die Kosten pro produzierter Einheit (Lohnstückkosten) davon galoppieren. Der neue Bericht des Produktivitätsrats müsste Politik und Wirtschaft alarmieren: Die Lohnstückkosten steigen deutlich schneller als die Produktivität – und setzen damit die preisliche Wettbewerbsfähigkeit des exportorientierten Industriestandorts massiv unter Druck.

Lohnstückkosten explodieren, Produktivität stagniert

Zwischen 2016 und 2024 legten die Lohnstückkosten um 34,6 Prozent zu – ein kräftiger Anstieg, den die Wirtschaft nur schwer kompensieren kann. Gleichzeitig wuchs die Arbeitsproduktivität gerade einmal um 5,1 Prozent.

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Noch problematischer: Österreich hinkt im langfristigen Vergleich hinterher. Von 2012 bis 2024 lag die Produktivitätsentwicklung mit 0,7 Prozent unter dem EU-Schnitt. In den Jahren 2023 und 2024 schrumpfte die Arbeitsproduktivität sogar um jeweils rund 1,1 Prozent.

Solche Zahlen haben unmittelbare Folgen: Steigende Kosten bei stagnierender Leistung schwächen die Wettbewerbsfähigkeit – vor allem gegenüber Deutschland, dem wichtigsten Handelspartner. Dort wuchsen die Lohnstückkosten zwischen 2020 und 2024 jährlich um 1,2 Prozentpunkte weniger als in Österreich.

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Ein Standort im Strukturwandel – und im Rückstand

Der Produktivitätsbericht 2025 rückt den tiefgreifenden Strukturwandel der Wirtschaft in den Fokus: weg von klassischen Produktionsbranchen, hin zu wissens- und technologieintensiven Tätigkeiten. Doch gerade in diesem Bereich zeigt Österreich laut Bericht deutliche Schwächen.

Der Produktivitätsrat beurteilt die Lage nüchtern: „Die Unternehmensdynamik liegt am unteren Rand der EU.“ Zu wenige Neugründungen, zu wenig Wachstum, zu wenig Risikobereitschaft. Ein Land, das innovativ sein möchte, braucht aber genau diese Dynamik.

Digitalisierung – Österreich nur Mittelmaß

Auch bei der Digitalisierung zeigt sich ein ähnliches Bild. Bei digitalen Kompetenzen, Unternehmensdigitalisierung und Infrastruktur ist Österreich nur im EU-Mittelfeld, hält der Produktivitätsrat fest.

Damit rückt ein wichtiges Leitbild in weite Ferne: „Das Ziel, bis 2030 zu den Innovationsführern aufzuschließen, dürfte verfehlt werden“, lautet eine der zentralen Einschätzungen im Bericht.

Das ist ein schwerer Rückschlag für ein Land, das gerne als Hightech-Standort wahrgenommen werden möchte – aber strukturell zu wenig dafür tut.

Hohe Kosten belasten die Industrie

Besonders dramatisch wirkt sich die Kostenentwicklung in energieintensiven Branchen aus. Der Produktivitätsrat macht klar: Die Senkung der Energiekosten ist wesentlich für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit.

Ein Standort, der gleichzeitig unter hohen Energiepreisen, hohen Arbeitskosten und schwacher Produktivitätsentwicklung leidet, verliert an Attraktivität – sowohl für bestehende Industrien als auch für neue Investitionen.

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Innovationskraft stärken – ein Muss, kein Luxus

Der Bericht betont: Eine Stärkung der Innovationskraft ist zentral, um die Produktivität wieder anzukurbeln. Österreich hat zwar starke Forschungseinrichtungen und erfolgreiche Leuchtturm-Unternehmen, doch die Breite fehlt. Innovation passiert oft in Inseln, nicht im System.

Die Empfehlungen des Produktivitätsrats richten sich daher klar an die Politik: Strukturen schaffen, die Innovation fördern – und sie nicht durch Bürokratie und hohe Kosten ausbremsen.