EU-Schlusslicht! Österreich rutscht bei Produktivität ab – Kosten explodieren
Österreichs Wettbewerbsfähigkeit rutscht rasant ab: Die Produktivität stagniert – und wird immer teurer. Besonders brisant: Die Lohnstückkosten steigen deutlich schneller als in Deutschland. Gleichzeitig hinkt das Land bei Digitalisierung und Innovationskraft hinterher, der Produktivitätsrat warnt vor einem gefährlichen Abwärtstrend.
Babler, Stocker, Meinl-Reisinger: Wie Österreich bis 2030 Innovationsführer werden soll, bleibt schleierhaft.APA/HELMUT FOHRINGER/GETTYIMAGES/ZPAGISTOCK
Die Zahlen sind eindeutig – und sie sind beunruhigend: Österreich rutscht bei der Produktivität immer weiter zurück, während die Kosten pro produzierter Einheit (Lohnstückkosten) davon galoppieren. Der neue Bericht des Produktivitätsrats müsste Politik und Wirtschaft alarmieren: Die Lohnstückkosten steigen deutlich schneller als die Produktivität – und setzen damit die preisliche Wettbewerbsfähigkeit des exportorientierten Industriestandorts massiv unter Druck.
Lohnstückkosten explodieren, Produktivität stagniert
Zwischen 2016 und 2024 legten die Lohnstückkosten um 34,6 Prozent zu – ein kräftiger Anstieg, den die Wirtschaft nur schwer kompensieren kann. Gleichzeitig wuchs die Arbeitsproduktivität gerade einmal um 5,1 Prozent.
Noch problematischer: Österreich hinkt im langfristigen Vergleich hinterher. Von 2012 bis 2024 lag die Produktivitätsentwicklung mit 0,7 Prozent unter dem EU-Schnitt. In den Jahren 2023 und 2024 schrumpfte die Arbeitsproduktivität sogar um jeweils rund 1,1 Prozent.
Solche Zahlen haben unmittelbare Folgen: Steigende Kosten bei stagnierender Leistung schwächen die Wettbewerbsfähigkeit – vor allem gegenüber Deutschland, dem wichtigsten Handelspartner. Dort wuchsen die Lohnstückkosten zwischen 2020 und 2024 jährlich um 1,2 Prozentpunkte weniger als in Österreich.
Ein Standort im Strukturwandel – und im Rückstand
Der Produktivitätsbericht 2025 rückt den tiefgreifenden Strukturwandel der Wirtschaft in den Fokus: weg von klassischen Produktionsbranchen, hin zu wissens- und technologieintensiven Tätigkeiten. Doch gerade in diesem Bereich zeigt Österreich laut Bericht deutliche Schwächen.
Der Produktivitätsrat beurteilt die Lage nüchtern: „Die Unternehmensdynamik liegt am unteren Rand der EU.“ Zu wenige Neugründungen, zu wenig Wachstum, zu wenig Risikobereitschaft. Ein Land, das innovativ sein möchte, braucht aber genau diese Dynamik.
Digitalisierung – Österreich nur Mittelmaß
Auch bei der Digitalisierung zeigt sich ein ähnliches Bild. Bei digitalen Kompetenzen, Unternehmensdigitalisierung und Infrastruktur ist Österreich nur im EU-Mittelfeld, hält der Produktivitätsrat fest.
Damit rückt ein wichtiges Leitbild in weite Ferne: „Das Ziel, bis 2030 zu den Innovationsführern aufzuschließen, dürfte verfehlt werden“, lautet eine der zentralen Einschätzungen im Bericht.
Das ist ein schwerer Rückschlag für ein Land, das gerne als Hightech-Standort wahrgenommen werden möchte – aber strukturell zu wenig dafür tut.
Hohe Kosten belasten die Industrie
Besonders dramatisch wirkt sich die Kostenentwicklung in energieintensiven Branchen aus. Der Produktivitätsrat macht klar: Die Senkung der Energiekosten ist wesentlich für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit.
Ein Standort, der gleichzeitig unter hohen Energiepreisen, hohen Arbeitskosten und schwacher Produktivitätsentwicklung leidet, verliert an Attraktivität – sowohl für bestehende Industrien als auch für neue Investitionen.
Innovationskraft stärken – ein Muss, kein Luxus
Der Bericht betont: Eine Stärkung der Innovationskraft ist zentral, um die Produktivität wieder anzukurbeln. Österreich hat zwar starke Forschungseinrichtungen und erfolgreiche Leuchtturm-Unternehmen, doch die Breite fehlt. Innovation passiert oft in Inseln, nicht im System.
Die Empfehlungen des Produktivitätsrats richten sich daher klar an die Politik: Strukturen schaffen, die Innovation fördern – und sie nicht durch Bürokratie und hohe Kosten ausbremsen.
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