Zum Wochenbeginn bestätigte die Hongkonger Börse den Schritt: Evergrande habe die vorgeschriebenen Fristen zur Wiederaufnahme des Handels nicht eingehalten. Damit war das Aus besiegelt. Schon seit dem 29. Januar 2024 waren die Aktien eingefroren, nachdem ein Gericht in Hongkong auf Klage ausländischer Gläubiger die Zerschlagung des Konzerns angeordnet hatte. Der Schuldenberg des Unternehmens lag zuletzt bei etwa 300 Milliarden US-Dollar – umgerechnet rund 256 Milliarden Euro.

Vom Vorzeigeunternehmen zum Mahnmal

Noch vor wenigen Jahren galt Evergrande als Symbol für Chinas wirtschaftlichen Aufstieg. Während des Immobilienbooms verantwortete der Konzern rund ein Fünftel des chinesischen Bruttoinlandsprodukts. Heute steht er für die Krise einer ganzen Branche, die seit 2021 Chinas Wachstum bremst und das Vertrauen der Bevölkerung erschüttert.

2009 feierte Evergrande einen furiosen Börsenstart, der Firmenwert vervielfachte sich, und auf dem Höhepunkt verwaltete das Unternehmen rund 1.300 Projekte in 280 Städten. Vorstandschef Hui Ka Yan avancierte in dieser Zeit zum reichsten Mann des Landes. Der Immobilienentwickler besaß zudem zeitweise den Fußballverein Guangzhou FC.

Politische Kehrtwende als Auslöser

Der Absturz begann 2020, als die Regierung in Peking neue Regeln erließ, die Immobilienfirmen den Zugang zu Krediten erheblich erschwerten. Für Evergrande bedeutete das eine Zäsur: Zahlungsverpflichtungen konnten nicht mehr erfüllt werden, bereits bezahlte Wohnungen blieben unvollendet, und die Empörung unter Käufern wuchs.

Gegen Gründer Hui Ka Yan leiteten die Behörden Ermittlungen ein. Im März 2024 sprach die chinesische Börsenaufsicht ein drastisches Urteil: Hui wurde lebenslang vom Aktienhandel in China ausgeschlossen.