Evonik-Chef warnt vor globalem Wohlstandsbruch
Christian Kullmann, Vorstandsvorsitzender des Chemiekonzerns Evonik, sieht das Ende einer Ära gekommen. In einem Interview mit dem Handelsblatt skizziert er ein düsteres Bild der Weltwirtschaft.
Ohne industrielle Stärke droht Europa wirtschaftlich und sicherheitspolitisch die Handlungsfähigkeit zu verlieren.IMAGO/Panama Pictures
Während Konkurrenten wie BASF und Covestro bereits ihre Prognosen zurücknahmen, bleibt auch Evonik nicht unberührt von der Chemiekrise. Kullmann, der sich zur bevorstehenden Veröffentlichung von Geschäftszahlen nicht äußert, erwartet „eine sich abkühlende Konjunktur“.
Militärische Stärke braucht industrielle Substanz
Mit Blick auf die europäische Verteidigungsfähigkeit warnt Kullmann vor strukturellen Defiziten. „Was nützt uns eine hochmoderne Panzerarmee, wenn sie im Ernstfall nicht fahren kann?“ Ohne funktionierende Raffinerien und eine robuste industrielle Basis drohe Europa im Krisenfall handlungsunfähig zu werden. Die Stilllegung von Schlüsselanlagen der chemischen Industrie – etwa durch den US-Konzern Dow in Ostdeutschland, sei ein besorgniserregendes Signal.
Freiheit braucht Wachstum – und weniger Bürokratie
Für Kullmann ist klar: Wirtschaftliche Stärke lässt sich nicht durch immer neue Auflagen erzwingen. Stattdessen fordert er eine Befreiung der Industrie von der „regulatorischen Bleiweste“. Das Emissionshandelssystem hält er für gut gemeint, aber in seiner Umsetzung „zu belastend für europäische Firmen“.
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