Exklusives Interview: „Rumänien steht sich selbst im Weg“
Julian Kalcher (28) aus St. Rupprecht an der Raab erzählt, wie ihn ein Photovoltaik-Großprojekt in Oradea (Siebenbürgen) geschädigt hat.
Der steirische Jungunternehmer kämpft um 23 Millionen Euro, die ihm nach eigener Darstellung aus einem internationalen Photovoltaik-Projekt im EU-Mitgliedstaat Rumänien zustehen.
Seine Firma liefert weltweit Solaranlagen. Im Fokus der laufenden Ermittlungen von Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) sowie der europäischen Staatsanwaltschaft (EPPO) steht nun auch ein österreichischer Geistlicher mit rumänischen Wurzeln in Graz.
Julian Kalcher beantwortete schriftlich in diesem wahren grenzüberschreitenden Wirtschaftskrimi die Fragen von Alex Todericiu:
1. Laut Berichten der Kronen Zeitung wurden Sie von rumänischen Geschäftspartnern in Oradea benachteiligt. Was ist passiert?
Julian Kalcher (J.K.): „In Oradea gab es ein Projekt bei dem lokale Partner Zusagen gemacht haben, die später nicht eingehalten wurden. Schnell wurde mir leider auch klar, dass dort teilweise noch undurchsichtige sowie korrupte Strukturen sowie Clans den geschäftlichen Alltag versuchen zu dominieren. Ich lasse mich davon aber nicht entmutigen und arbeite weiterhin mit Partnern – darunter auch vielen Rumänen – die Seriosität und Vertragstreue schätzen.”
2. Wem verdanken Sie Ihren frühen Einstieg in den rumänischen Markt?
J.K.: „Ich verdanke es keinem einzelnen ‚Gönner‘, sondern meiner eigenen Bereitschaft, Chancen zu erkennen und zu nutzen. Rumänien ist kein einfacher aber ein sehr spannender Markt. Wer dort bestehen will, braucht Mut, Geduld und Verlässlichkeit und nicht Zufall oder Abhängigkeit. Den Anstoß, in Oradea tätig zu werden, gab mir Dorel M., ein ehemaliger Pastor einer rumänischen Kirchengemeinde in Graz. Dieser Geistliche hat mein Vertrauen zuerst gewonnen und dann mit Füßen getreten.“
3. Der rumänische Premierminister Ilie Bolojan besucht am 4. Dezember 2025 Wien. Früher war er Bürgermeister von Oradea. Bolojan hat gezeigt, dass in dieser Stadt Reformen möglich sind, wenn man sie mit Entschlossenheit umsetzt. Was würden Sie ihn fragen?
J.K.: „Wie wollen Sie dafür sorgen, dass Rumänien transparenter und so für ausländische Investoren und Unternehmer wirtschaftlich attraktiver wird?“
4. Wie blicken Sie persönlich in die Zukunft? Rechnen Sie mit einer Lösung des Falles in absehbarer Zeit?
J.K.: „Ich bin zuversichtlich, weil nun spürbar Bewegung in die Angelegenheit kommt und die zuständigen Stellen und Ermittlungsbehörden intensiv daran arbeiten. An dieser Stelle möchte ich all jenen meinen Dank aussprechen, die mich bisher unterstützt haben – insbesondere den Vertreterinnen und Vertretern der österreichischen Bundesregierung sowie der rumänischen Botschafterin in Wien, Frau Amza-Andràs. Diese breite Unterstützung zeigt, dass die Sache ernst genommen wird und eine Lösung erreichbar ist.“
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