Im April sorgte das massive Zollpaket von US-Präsident Donald Trump für Unruhe auf den globalen Märkten. Zwar erholten sich die Kurse schnell – doch die EZB warnt, dass dies nicht über die realen Risiken hinwegtäuschen darf.

Die Aktienmärkte seien generell betrachtet „anfällig für starke Rückschläge“, heißt es in einem neuen EZB-Bericht, insbesondere wegen der extrem hohen Bewertungen und der zunehmenden Dominanz weniger Schwergewichte. EZB-Vizepräsident Luis de Guindos sieht die reale Gefahr einer scharfen Korrektur, die vor allem durch Tech-Konzerne aus den USA ausgelöst werden könnte. Die Kombination aus spekulativer KI-Euphorie und gigantischen Kapitalzuflüssen hat neue Ungleichgewichte geschaffen.

Auch prominente Investoren schlagen Alarm. Michael Burry – bekannt aus dem Filmklassiker „The Big Short“ – erkennt in der KI-Rallye Parallelen zur Dotcom-Ära. In seinem Newsletter Cassandra Unchained spricht er von einer gefährlichen Wiederholung: Wie einst Cisco in den späten 1990ern werde heute Nvidia zum Symbol einer kollektiven Überhitzung, getragen von gigantischen Erwartungen und märchenhaften Kursanstiegen. Burrys Fazit: „Das Muster wiederholt sich – nur unter anderem Namen.“

Dollar-Risiken: Europas Banken sollen Polster aufbauen

Neben möglichen Börsenverwerfungen rückt die EZB auch die Abhängigkeit europäischer Banken vom Dollar-Finanzsystem ins Zentrum. Das Umfeld sei fragiler geworden, heißt es: Zölle, politische Interventionen und eine verunsicherte US-Notenbank haben das Vertrauen in die Leitwährung erschüttert.

Für Banken mit großem Dollar-Geschäft fordert die EZB daher deutliche Aufstockungen bei Liquiditäts- und Kapitalpuffern. Gemeint sind vor allem Schwergewichte wie die Deutsche Bank, BNP Paribas, Credit Agricole, BPCE, Societe Generale, ING und Banco Santander.

Die Warnung ist klar: Wer tief im Dollarraum operiert, muss sich auf Turbulenzen einstellen – und im Notfall genügend Reserven haben, um massive Abflüsse auszugleichen.