Feine Maßarbeit statt Massenware: Wiens Schuhmacher im internationalen Fokus
Trotz sinkender Zahl an Betrieben behauptet sich das Wiener Schuhmacherhandwerk erfolgreich – und zieht Kundschaft aus aller Welt an. Es zeigt sich, dass Maßarbeit aus Wien selbst im Zeitalter industrieller Massenproduktion gefragt bleibt.
Trotz weniger Betriebe bleibt das traditionelle Handwerk gefragt und zieht Kundschaft aus aller Welt an.IMAGO/Thomas Eisenhuth
Laut Wirtschaftskammer gab es in Wien 2004 noch 215 Schuhmacher, 2014 waren es 205, im vergangenen Jahr dann nur noch 181. Dennoch reisen Kunden weiterhin aus dem In- und Ausland an, um sich maßgefertigte oder orthopädische Schuhe anfertigen zu lassen. „Im ehemaligen Ostblock gibt es schon sehr viele Länder, wo es unseren Beruf gar nicht mehr gibt oder kurz davor ist auszusterben. Weil es keine Ausbildungsszenarien gibt wie bei uns“, erklärt Schuhmachermeister und Innungschef Mirko Snajdr im Gespräch mit Wien heute.
Junge Talente finden ihren Weg ins Handwerk
Auch der Nachwuchs zieht es in die Werkstätten. Einer von ihnen ist Maximilian Schiebel, der kurz vor seiner Meisterprüfung steht. Er gab sogar sein Studium an der Wirtschaftsuniversität auf, um den traditionsreichen Beruf zu erlernen: „Ich wollte am Ende des Tages dasitzen können und sagen, das und das habe ich geleistet, ich habe gewusst, ich muss irgendwas mit den Händen machen.“
Schiebel könnte eines Tages den über hundert Jahre alten Betrieb übernehmen. Den Trend zu sportlicherem Schuhwerk sieht er gelassen: „Da ist auch die Welt offen, was Modelle und Spielereien angeht. Ich glaube, da sind wir trotzdem recht gut aufgehoben.“ Entsprechend wurde das Sortiment erweitert – vom klassischen hohen Schnürschuh über sportliche Varianten bis hin zu eleganten Modellen.
Die „Seele“ des Schuhs
Im Herzen des Betriebs lagern unzählige Schuhleisten. Jede ein exaktes Abbild des Fußes eines Kunden. „Eigentlich ist das die Seele des Schuhs, ohne die ungefähr 1.200 Paare geht’s nicht“, sagt Snajdr. In der Werkstatt nimmt jeder Schuh in aufwendigen Arbeitsschritten Gestalt an: Das Leder wird zugeschnitten, vernäht, über den Leisten gezogen und in Form gebracht.
Rund 30 bis 35 Stunden dauert es, bis ein Paar fertig ist. Der Preis beginnt bei etwa 2.000 Euro – ein Wert, der die handwerkliche Präzision und die Einzigartigkeit jedes Stücks widerspiegelt.
Kommentare