Firmenpleiten in Oberösterreich erreichen neuen Höchststand
Die Wirtschaft in Oberösterreich kämpft mit der Konjunktur. Die Zahl der Insolvenzen steigt kontinuierlich an. Eine aktuelle Untersuchung des Kreditschutzverbands von 1870 zeigt, wie dramatisch die Lage geworden ist.
Seit Beginn des Jahres haben in Oberösterreich 598 Firmen den Gang zum Insolvenzgericht antreten müssen – ein Zuwachs von 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit verzeichnet Oberösterreich nach Salzburg den zweithöchsten Anstieg an Firmenpleiten im Bundeslandvergleich.
Auch die Höhe der betroffenen Verbindlichkeiten ist deutlich gestiegen. In Summe belaufen sich die Schulden der insolventen Unternehmen mittlerweile auf fast 400 Millionen Euro, ein Anstieg um 21 Prozent.
Handel besonders stark betroffen
Der Einzelhandel leidet derzeit besonders. Durch steigende Fixkosten wie Mieten und Energiekosten stehen viele Geschäfte unter massivem Druck. Die Teuerung erreichte im August 4,1 Prozent – den höchsten Stand seit eineinhalb Jahren. Allein in diesem Jahr mussten bereits 129 Handelsbetriebe in Oberösterreich Insolvenz anmelden.
Onlinehandel frisst Marktanteile
Die Konsumzurückhaltung trifft den stationären Handel zusätzlich, da der Onlinehandel immer größere Marktanteile abgreift. Weitere Schließungen gelten als wahrscheinlich. „Handelsunternehmen müssen auf jeden Fall das eigene Geschäftsmodell überdenken, müssen überdenken, ob die Geschäftsflächen ausreichend sind für den Umschlag und die Kundenkapazität, eventuell die Betriebsgröße verkleinern oder andere, digitale Schienen zusätzlich aufnehmen ins Sortiment“, erklärt Petra Wögerbauer vom KSV dem ORF.
Tourismus und Bauwirtschaft schwächeln
Neben dem Handel zeigt auch die Bauwirtschaft eine anhaltende Schwäche. Hinzu kommt eine Abkühlung im Tourismus, die sich spürbar auf die Insolvenzzahlen auswirkt. Mehr als 70 Hotels und Gastronomiebetriebe mussten in diesem Jahr bereits aufgeben. „Die Leute geben weniger aus im Urlaub oder verkürzen die Urlaubstage. (…)“, so Wögerbauer weiter.
Privatinsolvenzen nehmen ebenfalls zu
Auch Privatpersonen geraten zunehmend in finanzielle Schieflagen. Zwar blieb die Zahl der Privatinsolvenzen mit knapp 1.000 Fällen seit Jahresbeginn relativ stabil, doch die Höhe der Schulden hat stark angezogen. Der durchschnittliche Schuldenberg eines Privatkonkurses beträgt derzeit rund 120.000 Euro.
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