Frankfurt am Limit: Kein Strom für den KI-Boom
KI braucht enorme Mengen Strom. In Frankfurt können neue Rechenzentren nicht starten, weil Netzanschlüsse fehlen. Ohne schnellen Netzausbau und Grünstrom gehen Investitionen, Jobs und Tempo verloren.
Skyline von Frankfurt: Milliardenprojekte für Rechenzentren, aber der Strom fehlt.IMAGO/Patrick Scheiber
Rhein-Main gilt als einer der wichtigsten Rechenzentrums-Standorte Europas. Doch gerade hier stockt der Ausbau. Nicht Umweltauflagen bremsen die Projekte, sondern schlicht die mangelnde Netzanschlusskapazität.
Branchenkreise bestätigen gegenüber golem.de: Ausbauprojekte warten, vorhandene Kapazitäten bleiben ungenutzt. Der Verband der Internetwirtschaft Eco fordert daher dringend: „Der Zugang zu Stromnetzanschlusskapazität muss gewährleistet sein.“
Frankfurt: Zahlen, die alles sagen
Rechenzentren in Deutschland verbrauchten 2024 rund 20 Terawattstunden Strom – etwa 3,7 Prozent des gesamten Stromverbrauchs. Für 2025 wird ein Anstieg auf rund 26 TWh und bis 2030 auf bis zu 41 TWh erwartet. Frankfurt selbst verfügt derzeit über eine Rechenzentrumskapazität von etwa 2.730 MW, die bis 2030 auf über 4.800 MW wachsen soll.
Deutschland hat 2024 schon 61,7 Prozent grünen Strom im Mix. Das müsste eigentlich reichen, sagen Experten, um neue Rechenzentren zu versorgen. Doch in Frankfurt fehlen passende Stromleitungen und Anschlüsse, und der Ausbau dauert zu lange. Deshalb kann der grüne Strom vor Ort nicht genutzt werden, und viele Projekte bleiben liegen. Ohne schnellen Netzausbau und klare Zusagen für grünen Strom droht der KI-Standort Frankfurt zu stagnieren – trotz einer eigentlich guten Klimabilanz.
USA: KI boomt – Netze ächzen, große Anbieter springen ein
Auch in den USA wächst die Nachfrage nach Strom für KI-Rechenzentren extrem schnell – viel schneller als der Ausbau der Stromnetze. Deshalb bauen viele große Anbieter inzwischen eigene Kraftwerke, um Engpässe in den Netzen zu umgehen.
Das hat handfeste Folgen für die Verbraucher: Beispielsweise stiegen in Bundesstaaten wie Ohio im Sommer 2025 die Stromrechnungen pro Haushalt um mindestens 15 Dollar. Experten warnen, dass solche steigenden Kosten zu sozialen Spannungen führen können, wenn Haushalte und kleine Unternehmen die Kosten tragen müssen.
Allerdings ist das US-Problem mit der Stromversorgung besser lösbar als in Deutschland, da die Industrie verstärkt auf eigene Energieerzeugung setzt und der Netzausbau stärker vorangetrieben wird. Trotzdem bleiben auch hier Engpässe und teure Netzanschlüsse zurzeit eine große Herausforderung für das schnelle Wachstum der KI-Branche.
China: Kapazität satt – Klimabilanz mau
China hat dank eines staatlich gesteuerten, massiven Netzausbaus kaum Anschlussprobleme. Allerdings basiert die Stromversorgung 2024 zu fast 58 Prozent auf Kohle, während Erneuerbare Energien inklusive Wasserkraft nur etwa 20 Prozent ausmachen. Die Regierung plant, den Anteil nicht-fossiler Energiequellen bis 2030 auf mindestens 25 Prozent zu steigern – ein Tempo, das hinter Europas Nachhaltigkeitsstandards zurückbleibt.
Man sieht: In China hält die Stromerzeugung mit der technischen Innovation mit – mit deutlich weniger grünem Strom.
So kann es nicht weitergehen
Strom ist der wahre Treibstoff der KI-Revolution. Nur leider kollidiert der KI-Turbo mit der Energie-Handbremse. Wer den Netz-Knoten nicht jetzt löst, riskiert Milliardenverluste bei Rechenzentren – und damit die Zukunft digitaler Wertschöpfung.
Experten fordern in Deutschland den Netzausbau zu priorisieren: Leitungen, Umspannwerke und Transformatoren müssen besonders in KI-Hotspots wie Frankfurt schnell verstärkt werden. Überdies müssen Genehmigungen beschleunigt werden: Digitale Verfahren und verbindliche Fristen können bürokratische Hindernisse reduzieren.
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