Gasspeicher vor dem Aus: Russland-Sanktionen bringen Energieversorgung ins Wanken
Die Entscheidung des Energiekonzerns Uniper, einen der größten deutschen Gasspeicher in Bayern stillzulegen, sorgt für erhitzte Gemüter. Dabei hatte das Unternehmen selbst noch vor wenigen Tagen betont, dass „volle Gasspeicher ein Schutzschild für die deutsche Wirtschaft“ seien.
Nun zeigt sich, wie teuer und gefährlich die politische Abkehr von russischem Pipelinegas für Deutschland geworden ist und wie stark die Versorgungssicherheit dadurch beeinträchtigt wurde.
Milliarden-Speicher vor dem Ende
Der Energiekonzern Uniper will den drittgrößten deutschen Gasspeicher im oberbayerischen Breitbrunn am Chiemsee zum 31. März 2027 schließen. Das Unternehmen begründet diesen Schritt mit der wirtschaftlichen Schieflage des Speicherbetriebs: „Die Erlöse reichen nicht aus, um die laufenden Kosten für Speicherentgelte, Betrieb und Netze zu decken“, teilte der Konzern der Welt mit. Die Anlage, seit 1998 in Betrieb, verfügt über ein Speichervolumen von rund einer Milliarde Kubikmetern und zählt damit zu den größten Porenspeichern Europas.
Das einst stabile Geschäftsmodell, das auf Preisunterschieden zwischen günstigem Sommergas und teurerem Wintergas beruhte, ist seit dem Wegfall der russischen Lieferungen aus dem Gleichgewicht geraten. Heute ist Gas im Sommer sogar mitunter teurer als im Winter – ein Umstand, der die Einlagerung unwirtschaftlich macht. Hintergrund ist das teure Flüssigerdgas das aus den USA und Katar kommt.
Deutschlands Speicher: Noch gefüllt, aber in kritischer Lage
Derzeit sind die deutschen Speicher laut offizieller Zielvorgabe zu etwa drei Vierteln gefüllt. Bis zum 1. November sollen sie mindestens 80 % erreichen – ein kritischer Wert, um die Heizsaison ohne Engpässe zu überstehen. Über die Hälfte der Wärmeversorgung in Deutschland läuft im Winter über gespeichertes Gas. Zwar hatte das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWK) im Juli die seit Juni 2022 geltende Alarmstufe des Notfallplans Gas auf die Frühwarnstufe zurückgestuft, doch der Verlust einzelner Speicher könnte diese fragile Balance kippen.
„Volle Speicher sind ein Schutzschild“
Eine aktuelle Studie, die Uniper gemeinsam mit Frontier Economics erstellt hat, warnt eindringlich vor den Folgen unzureichend gefüllter Speicher. „Volle Gasspeicher sind ein Schutzschild für die deutsche Wirtschaft“, heißt es darin. Sie könnten laut Analyse eine tiefe Rezession verhindern und die Energiemärkte stabilisieren. „Im Stressszenario senken sie die volkswirtschaftlichen Schäden um rund 25 Mrd. Euro – unzureichend gefüllte Speicher könnten 40 Mrd. Euro kosten“, so das Unternehmen. Besonders brisant: Ein außergewöhnlich kalter Winter würde die deutsche Wirtschaft „schwer“ treffen.
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