Gewinne im freien Fall: Deutschlands Autobauer rutschen auf das Niveau der Finanzkrise
Was sich seit Monaten andeutet, lässt sich nun kaum noch beschönigen. Die großen deutschen Autobauer erleben wirtschaftlich ihre schwächste Phase seit der Finanzkrise. BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen verdienen so wenig wie seit 2009 nicht mehr.
Der Kern des Problems liegt in einem tiefgreifenden Strukturbruch – ausgelöst vor allem durch die forcierte Umstellung auf die Elektromobilität.
Auf den ersten Blick wirken Absatz und Umsatz der Konzerne noch stabil. Im dritten Quartal blieben die Verkaufszahlen von VW, BMW und Mercedes-Benz im Vergleich zum Vorjahr weitgehend unverändert. Doch hinter dieser Oberfläche zeigt sich eine dramatische Entwicklung: Der operative Gewinn brach laut einer Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY um rund 76 % ein. Insgesamt erzielten die drei Konzerne nur noch etwa 1,7 Mrd. Euro Ebit – der niedrigste Wert seit dem dritten Quartal 2009.
Im internationalen Vergleich fällt Deutschland besonders stark zurück. Kein anderes großes Autoland schnitt schlechter ab als Deutschland. Während japanische Hersteller im gleichen Zeitraum einen Rückgang von gut 29 % verzeichneten, lagen die Einbußen in den USA und China bei jeweils rund 14 %.
„Perfekter Sturm“ trifft vor allem deutsche Hersteller
„Die weltweite Autoindustrie steckt in einer tiefen Krise – allerdings sind es zurzeit die deutschen Autokonzerne, die besonders stark leiden“, kommentierte EY-Autoexperte Constantin Gall die Zahlen. Als Ursachen nannte er die schwache Nachfrage nach hochpreisigen Premiumfahrzeugen, US-Zölle, ungünstige Wechselkurse sowie hohe Kosten für den Umbau der Konzerne und Investitionen in Elektroautos. „All das sorgt aktuell für einen perfekten Sturm, gerade für die deutschen Autobauer.“
Auffällig ist dabei: Gerade die milliardenschweren Investitionen in die Elektromobilität belasten die Ertragslage massiv, ohne bislang entsprechende Markterfolge zu liefern. Während Kosten explodieren, bleiben die Absätze weit hinter den Erwartungen zurück.
Stellenabbau als direkte Folge des Strukturumbruchs
Die wirtschaftlichen Verwerfungen schlagen auch unmittelbar auf den Arbeitsmarkt durch. Binnen eines Jahres gingen in der deutschen Autobranche fast 50.000 Stellen verloren. Jobabbauprogramme bei Konzernen wie Bosch, ZF Friedrichshafen, Mercedes-Benz und dem Volkswagen-Konzern verdeutlichen, wie tiefgreifend der Anpassungsdruck ist. Besonders hart trifft es die Zulieferer, die stärker unter Druck geraten als die Hersteller selbst.
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