Großbank-Präsident wurde in Corona-Quarantäne sündig – Rücktritt!
Paukenschlag an der Spitze der Credit Suisse: Nach nur wenigen Monaten im Amt ist Präsident und Hoffnungsträger Antonio Horta-Osorio mit sofortiger Wirkung zurückgetreten, nachdem bekannt geworden war, dass er gegen die Corona-Quarantäne-Regeln verstoßen hat. Verwaltungsratsmitglied Axel Lehmann tritt seine Nachfolge an.
Nach Berichten über Verletzung der Corona-Quarantäne-Regeln ist Credit-Suisse-Verwaltungsratspräsident Antonio Horta-Osorio nach nur wenigen Monaten im Amt überraschend zurückgetreten. Zu seinem Nachfolger ist Verwaltungsratsmitglied Axel Lehmann ernannt worden, wie die Schweizer Großbank in der Nacht auf Montag mitteilte.
“Ich bedauere, dass einige meiner persönlichen Handlungen zu Schwierigkeiten für die Bank geführt und meine Fähigkeit beeinträchtigt haben, diese nach innen und außen zu vertreten”, erklärte Horta-Osorio. “Ich bin daher zur Auffassung gelangt, dass mein Rücktritt zu diesem Zeitpunkt im Interesse der Bank und ihrer Stakeholder ist.”
Credit-Suisse kommt nicht aus der Krise
Der Rücktritt Horta-Osorio ist ein weiterer Rückschlag für die krisengeplagte Großbank. Nachdem der Portugiese Ende April 2021 zum Präsidenten gewählt worden war, hatte er sich auf seine Fahne geschrieben, das Risiko-Management und die Kultur der Credit Suisse zu reformieren. Der frühere Konzernchef Tidjane Thiam musste seinen Posten im Nachgang zur Überwachung eines Top-Managers räumen. Im Frühjahr erschütterte dann das Doppel-Debakel rund um den Hedgefonds Archegos und die Greensill-Fonds das Institut.
Horta-Osorio wurde vorgeworfen, während der Coronavirus-Pandemie Vorschriften in der Schweiz missachtet zu haben. Er hatte sich dafür entschuldigt, am 1. Dezember ohne Absicht gegen Quarantäne-Bestimmungen verstoßen zu haben. Daraufhin habe die Credit Suisse eine Untersuchung zum Verhalten des Verwaltungsratschefs eingeleitet. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge untersuchte die Bank später einen zweiten mutmaßlichen Verstoß. Noch Ende Dezember hatten Großaktionäre Horta-Osorio den Rücken gestärkt.
Alle Hoffnungen liegen jetzt auf Axel Lehmann
Der Portugiese hatte sich mit der Stabilisierung der schlingernden britischen Großbank Lloyds einen guten Ruf in der Branche erworben. Sein Amt bei der Credit Suisse trat er mit vielen Vorschusslorbeeren an. Im November legte er seinen Marschplan für die Bank vor, der unter anderem eine weitere Schrumpfkur für das risikoreiche Investmentbanking umfasste. Horta-Osorio griff bei der Führung des Instituts in einem für einen Präsidenten ungewöhnlichen Ausmaß auch in das Tagesgeschäft der Bank ein. Insidern zufolge kam es dabei auch zu Konflikten mit dem Management.
Nun soll Lehmann die Credit Suisse in ruhigere Gewässer steuern. Der 1959 geborene Schweizer ist seit Oktober Verwaltungsrat der Bank. Davor war er jahrelang Spitzenmanager beim Konkurrenten UBS und davor beim Versicherer Zurich. “Ich bin überzeugt, dass wir durch eine disziplinierte und zeitnahe Umsetzung unseres strategischen Plans zu neuer Stärke finden und nachhaltigen Wert für unsere Stakeholder schaffen können.” Nach der Ernennung zum Präsidenten durch den Verwaltungsrat habe er sein Amt bereits angetreten. Der Verwaltungsrat werde ihn bei der nächsten Generalversammlung vom 29. April auch zur Wahl als Verwaltungsratspräsident vorschlagen. “Mit unserer neuen Strategie haben wir die richtigen Weichen gestellt und werden über die gesamte Bank weiter eine stärkere Risikokultur verankern”, erklärte Lehmann weiter.
Kommentare