Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will hält die Verlängerung des harten Lockdowns in der Ostregion für "nicht argumentierbar"
Mit schweren Verlusten für den Handel – 420 Millionen Euro pro Woche – rechnet Rainer Will, der Geschäftsführer des Handelsverbands, nach der Ankündigung der Lockdown-Verlängerung in der Ostregion. Tausende Arbeitsplätze seien gefährdet. Darüber hinaus sei die Maßnahme angesichts jüngster Studien kaum begründbar.
Die Verlängerung des harten Lockdowns bis zum 18. April hat schwerwiegende Folgen für die Wirtschaft, wie der österreichische Handelsverband unterstreicht. Tausende Arbeitsplätze in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland seien nun in Gefahr. Mehr als 10.000 stationäre Händler müssen ihre Geschäfte weiterhin geschlossen halten. Die Umsatzverluste pro Woche betragen rund 420 Millionen Euro.
70 Prozent der Ansteckungen im Privatbereich
Für Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will hält die Entscheidung, den Lockdown zu verlängern für “kaum noch argumentierbar”, denn: “Mit jeder weiteren Einschränkung des öffentlichen Raums verlagert man das Ansteckungsgeschehen noch stärker ins Private – wo man eben nicht kontrollieren kann.” Gemäß den AGES-Clusteranalysen geschehen 70 Prozent aller Corona-Infektionen im Privatbereich und weitere 15 Prozent in der Freizeit. “Den Handel, der kein Corona-Hotspot ist, zuzusperren, nur um die Mobilität der Menschen zu reduzieren – das ist nicht verhältnismäßig und das kann nicht der richtige Weg sein.”
Das zeige auch der Blick nach Deutschland: Obwohl sich das Land im Dauerlockdown befindet und der stationäre “Non-Food Handel” geschlossen ist, steigen die Corona-Zahlen seit Wochen stark an. Rainer Will verweist darüber hinaus auf aktuelle Studien, denen zufolge die Strategie “harter Lockdown” nicht mehr hinreichend funktioniert: Während des ersten harten Lockdowns im März 2020 reduzierte sich in Österreich der Bewegungsradius demnach um 57 bis 80 Prozent, im zweiten Lockdown waren es zwischen 33 und 50 Prozent und im dritten Lockdown nur noch zwischen 12 und 42 Prozent.
Ausgangssperren werden nicht mehr hingenommen
“Wir sehen bereits seit Monaten, dass Teile der Bevölkerung nach mehr als einem Jahr Corona-Krise nicht mehr bereit sind, Ausgangssperren oder Kontaktverbote hinzunehmen”, sagt Will. “Der Blick auf die Straßen zeigt, dass diese im dritten oder jetzt im vierten Lockdown nicht mehr menschenleer sind. Das bestätigt auch die Analyse der Mobilitätsdaten.”
Daher fordert der Handelsverband eine Ausweitung des Kurzarbeitsbonus pro Mitarbeiter für die Händler im Osten. Sinnvoll wäre überdies eine Erhöhung des Ausfallsbonus, um die bestehende Deckelungsproblematik zu entschärfen.
“Darüber hinaus müssen wir endlich den Impf-Turbo einlegen. Allen, die sich impfen lassen wollen, muss so schnell wie möglich auch eine entsprechende Möglichkeit geboten werden. Unsere filialisierten Händler haben dem Gesundheitsministerium bereits ihre Kooperationsbereitschaft zugesichert, eigene Impfstraßen zu betreiben“, sagt Handelssprecher Rainer Will.
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