Die deutsche Wirtschaft steht vor einer der schwersten Krisen ihrer jüngeren Geschichte. In einer eindringlichen Rede analysierte der renommierte Wirtschaftswissenschaftler Hans-Werner Sinn die aktuellen Herausforderungen und zeichnete ein düsteres Bild für die Zukunft. Während die Probleme vielschichtig sind, sieht er die Ursachen vor allem in der deutschen Energie- und Klimapolitik.

Wachstum stagniert, Deutschland der “kranke Mann Europas”

Deutschland sei erneut der “kranke Mann Europas”, so Sinn, und das Wirtschaftswachstum stagniere. Für 2024 wird ein Wachstum von lediglich 0,0 Prozent prognostiziert. Der Geschäftsklima-Index des Ifo-Instituts signalisiert eine fortlaufende Verschlechterung, was die düsteren Aussichten weiter untermauert. Verglichen mit früheren Krisen, wie zu Zeiten der Schröder-Regierung, sei die aktuelle Lage weitaus schwieriger zu bewältigen.

Selbstverschuldete Misere

Der Wirtschaftsexperte spart nicht mit Kritik an den politischen Entscheidungen der letzten Jahre. Besonders die abrupte Umstellung auf erneuerbare Energien und der Ausstieg aus der Atomkraft seien Fehler gewesen. Diese Maßnahmen, gepaart mit dem Verbot von Öl- und Gasheizungen, führten zu einer Deindustrialisierung, während andere Länder weiterhin auf Kernenergie setzen.

Unrealistische Energiepolitik

Die deutsche Entscheidung, langfristig aus der Kernenergie und fossilen Energieträgern auszusteigen, wird von Sinn als “unrealistisch” beschrieben. Deutschland setze zu stark auf erneuerbare Energien, deren wetterbedingte Unzuverlässigkeit bereits durch die Gasengpässe im Zuge des Ukraine-Kriegs offengelegt wurde. Der Top-Ökonom warnt, dass diese Strategie die wirtschaftliche Stabilität des Landes gefährde.

Kosten der Energiewende belasten die Industrie

Die hohen Strompreise, die durch die Energiewende verursacht werden, stellen eine massive Belastung für die deutsche Industrie dar. Besonders betroffen sind die Automobil- und Chemieindustrie. Seit 2018 sei die Fahrzeugproduktion um 24 Prozent zurückgegangen, auch die Chemiebranche habe stark gelitten. Unternehmen wie BASF verlagern Investitionen ins Ausland, was die Deindustrialisierung weiter beschleunigt.

Inflation und Staatsschulden als Gefahr

Ein weiteres zentrales Thema der Rede war die steigende Inflation und die hohe Staatsverschuldung in Europa. Sinn erklärte, dass die Inflation bewusst genutzt werde, um die Schuldenquoten zu senken, warnte jedoch davor, dass diese Strategie langfristig nicht tragfähig sei. Die Europäische Zentralbank (EZB) habe durch ihre expansive Geldpolitik und das Quantitative Easing eine Abhängigkeit von billigem Geld geschaffen. Steigende Zinssätze würden diese Abhängigkeit nun schmerzhaft beenden.

Sozialpolitik in der Kritik

Auch die deutsche Sozialpolitik sieht der Wirtschaftswissenschaftler kritisch. Insbesondere das Bürgergeld sei zu großzügig und setze falsche Anreize, nicht zu arbeiten. Dies betreffe vor allem Migranten und Flüchtlinge, deren Erwerbsquote alarmierend niedrig sei. Sinn fordert eine Reform des Sozialsystems, um die Arbeitsbeteiligung zu erhöhen.

Reformen gefordert

Im Fazit seiner Rede plädierte Sinn für umfassende Reformen in der deutschen Energie-, Wirtschafts- und Sozialpolitik. Die Deindustrialisierung müsse gestoppt und der Staat dürfe nicht weiter in den Markt eingreifen. Nur eine marktorientierte, verantwortungsvolle Politik könne Deutschland aus der Krise führen.

Seinen kompletten Redebeitrag sehen Sie hier: