Heimisches Handwerk sucht dringend Arbeiter: Fachkräftemangel in Kärnten
Während viele Branchen noch mit der schwachen Konjunktur ringen, zeigt sich das Gewerbe und Handwerk in Kärnten vergleichsweise robust. Elektriker, Tischler oder Fliesenleger sind vielerorts gut gebucht, die Auftragsbücher bleiben gefüllt. Doch hinter der stabilen Nachfrage verbirgt sich ein strukturelles Problem, das immer deutlicher zutage tritt: Es fehlen Menschen, die die Arbeit auch tatsächlich erledigen können.
Vor allem Kärntner Betriebe, die regional tätig sind und nicht unmittelbar von der Industrie abhängen, kommen vergleichsweise gut durch die aktuelle Phase der Rezession. Nach Einschätzung der Wirtschaftskammer profitieren klassische Handwerksbetriebe davon, dass Reparaturen, Sanierungen und kleinere Bauprojekte anfallen.
Kärntens Gewerbe- und Handwerksbetriebe erwirtschaften jährlich rund 3,4 Milliarden Euro an Bruttowertschöpfung und beschäftigen etwa 65.000 Menschen. Damit gelten sie als wichtiger Pfeiler der regionalen Wirtschaft.
Engpass Personal bremst das Wachstum
Was vielen Betrieben jedoch zunehmend zu schaffen macht, ist der Mangel an Arbeitskräften. Das fehlende Personal sorgt dafür, dass Aufträge nicht zeitnah abgearbeitet werden können. Kunden müssen warten, Projekte verzögern sich, Kapazitäten bleiben ungenutzt.
Besonders kritisch ist die Entwicklung bei den Lehrlingen. Seit Jahren gehen die Zahlen zurück – ein Trend, der sich zuletzt deutlich beschleunigt hat. Während im Jahr 2023 noch 1.132 Jugendliche eine Lehre im Gewerbe oder Handwerk begonnen haben, waren es heuer nur noch 903. Das entspricht einem Rückgang von rund 20 %.
Für die Branche ist das ein Warnsignal. Lehrlinge von heute sind die Fachkräfte und potenziellen Unternehmer von morgen. Bleibt der Nachwuchs aus, verschärft sich der Personalmangel weiter.
Demografischer Wandel als zentrale Belastung
Einer der Hauptursachen für den Fachkräftemangel ist der demografische Wandel. Die Bevölkerung altert, geburtenstarke Jahrgänge stehen kurz vor dem Ruhestand, während weniger junge Menschen nachrücken. Ein Phänomen, dass sich Österreichweit abzeichnet.
Eine Erhebung des Marktforschungsinstituts Prognos verdeutlicht die Dimension. Selbst wenn Erwerbsquoten, Arbeitszeiten und die Integration von Arbeitslosen unverändert bleiben, schrumpft das Arbeitskräftepotenzial allein aus demografischen Gründen. Die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter sinkt von rund 5,57 Millionen im Jahr 2023 auf etwa 5,31 Millionen im Jahr 2035.
Unter diesen Annahmen stehen im Jahr 2035 rund 46.000 Arbeitskräfte weniger zur Verfügung als heute. Das Arbeitskräfteangebot würde auf etwa 4,47 Millionen Personen zurückgehen. Besonders betroffen sind dabei Berufe, die auf praktische Fähigkeiten und qualifizierte Facharbeit angewiesen sind – auch das Handwerk wird also stark betroffen sein.
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