Was 1865 als kleines Sägewerk begann, entwickelte sich über 160 Jahre zu einem führenden Spezialisten für Holzfassaden, Terrassenlösungen und hochwertige Innenausbauten. Heute beschäftigt Mocopinus rund 270 Menschen an drei Standorten – in Ulm, Karlsruhe und Ammelshain bei Leipzig.

Nun hat die Unternehmensführung beim Amtsgericht Ulm ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragen. Die Löhne und Gehälter sind vorerst gesichert: Für die kommenden drei Monate greift die Insolvenzgeldvorfinanzierung, der operative Betrieb bleibt an allen Standorten bestehen. Sachwalter Georg Jakob Stemshorn begleitet den Prozess, während die Geschäftsführung versucht, das Unternehmen selbst zu stabilisieren.

Zusammenbruch eines Geschäftsmodells – Ursachen und Versäumnisse

Die Ursachen für den Zusammenbruch des Unternehmens reichen weit. An erster Stelle steht die anhaltende Baukrise: Der deutsche Wohnungsneubau bricht seit Jahren ein, Projekte werden auf Eis gelegt oder komplett gestrichen, und selbst laufende Vorhaben kommen ins Stocken, weil Zahlungsflüsse stocken oder Auftraggeber ihre Investitionen neu bewerten. Für Holzverarbeiter wie Mocopinus bedeutet das ein abruptes Auftragsloch, das sich kaum abfedern lässt.

Hinzu kommt die drastische Verteuerung von Energie und Rohstoffen. Die Produktion hochwertiger Holzwerkstoffe ist energieintensiv, und seit Beginn der Energiekrise haben sich die Kosten dafür regelrecht vervielfacht.

Besonders gravierend wirkt sich auch die geopolitische Lage aus. Ein zentraler Rohstoff der Branche, die sibirische Lärche, ist seit dem Ukrainekrieg praktisch vom Markt verschwunden. Sanktionen, Handelsbarrieren und unterbrochene Lieferketten haben diesen bislang essenziellen Werkstoff nahezu unzugänglich gemacht. Für den Betrieb, der auf bestimmte Qualitäten und Verarbeitungsstandards angewiesen ist, bedeutet das einen fundamentalen Einschnitt, der sich nicht kurzfristig kompensieren lässt.