Die Geschichte von Hüller Hille reicht bis ins Jahr 1923 zurück, als die Karl Hüller GmbH in Ludwigsburg gegründet wurde. Nach der Fusion mit der Maschinenfabrik Diedesheim im Jahr 1994 entstand ein Traditionsunternehmen, das über Jahrzehnte für Präzision und Qualität im Werkzeugmaschinenbau stand. Doch diese Zeiten sind vorbei. Alle verbleibenden 76 Beschäftigten wurden am 7. Oktober über das Aus informiert. Die Entlassungen erfolgen spätestens zum 31. Januar 2026 – danach ist endgültig Schluss.

Löhne blieben aus

Die finanzielle Lage ist dramatisch: Bereits Anfang des Jahres hatten rund 100 Angestellte vor dem Amtsgericht Mannheim auf ihre ausstehenden Gehälter geklagt. Seitdem befand sich das Unternehmen, das seit 2019 in chinesischem Besitz war, in einer existenziellen Krise. Auch die Insolvenzmasse reicht nicht aus, um die Löhne weiter zu zahlen. Deshalb werden die meisten Mitarbeiter unbezahlt freigestellt. Nur neun Beschäftigte bleiben bis Januar, um die Restproduktion abzuwickeln. Der Insolvenzverwalter will das beim Amtsgericht Mosbach anzeigen. Für viele bleibt nur der Antrag auf Lohnersatzleistung bei der Agentur für Arbeit.

IG Metall kritisiert den Umgang mit der Belegschaft

Für die Gewerkschaft IG Metall ist der Fall Hüller Hille ein Sinnbild für den Niedergang eines einst stolzen Industriezweigs. „Die Beschäftigten sind ganz klar die Verlierer in der Situation“, sagte Thomas Bohlender, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Heidelberg. Er glaubt nicht, dass die ausstehenden Gehälter jemals gezahlt werden. „Die Chance ist minus eins, dass da noch irgendein Geld fließen wird.“

Deutschlands Maschinenbau kämpft ums Überleben

Was sich bei Hüller Hille abspielt, ist mehr als eine „Einzelfallpleite‟ – Die Unternehmenskrise steht stellvertretend für den Zustand einer gesamten Branche. Der deutsche Maschinenbau, einst Aushängeschild industrieller Stärke, kämpft im Jahr 2025 mit einer der schwersten Krisen seit Jahrzehnten. Laut Branchenanalysen liegt die Umsatzprognose für dieses Jahr bei bis zu –5,6 %, während die Auftragseingänge weiter einbrechen. Ursachen sind der anhaltend hohe Kostendruck, überbordende Bürokratie, geopolitische Unsicherheiten, Fachkräftemangel und schwächelnde Auslandsmärkte.