Industrie „im freien Fall”: BDI-Chef warnt vor Verwerfungen am Standort Deutschland
Die deutsche Industrie, jahrzehntelang ein globales Aushängeschild für Innovation, Stärke und Exportkraft, steht vor einem historischen Umbruch. Nach Einschätzung führender Industriefunktionäre steht die Bundesrepublik längst am Rand einer strukturellen Krise. Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) Peter Leibinger zeichnet ein besonders düsteres Bild.
Die Industrieproduktion werde 2025 zum vierten Mal in Folge schrumpfen – ein beispielloser Vorgang in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Nach aktuellen Prognosen müsse die Industrie erneut ein Minus von rund zwei Prozent verkraften. „Das ist keine kurzfristige Schwankung, sondern ein struktureller Abstieg“, mahnt Leibinger.
Der industrielle Kern des Landes – das Fundament des Wohlstands, der Exporte, der technologischen Führungsposition – verliere an Substanz.
Europa im Plus – Deutschland bleibt zurück
Während Deutschland weiter mit Produktionsrückgängen kämpft, zeigt sich in der EU ein gegenteiliges Bild. Der BDI geht mittlerweile davon aus, dass die europäische Industrie ihre Rezession überwunden hat. Statt eines erwarteten Minus von einem Prozent prognostiziert der Verband nun einen Anstieg der Industrieproduktion um etwa ein Prozent.
Deutschland dagegen bleibt Schlusslicht – trotz einer leichten Stabilisierung der Exporte, die 2025 zumindest nicht weiter einbrechen sollen.
Wirtschaftsforscher hoffen auf 2026
Die deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute blicken positiv auf das Jahr 2026 – und dennoch bleibt ihr Optimismus gedämpft. Zwar könnte die lange Rezessionsphase auslaufen, und ein leichter Zuwachs von knapp einem Prozent scheint möglich, –0,9 Prozent bis 1,3 Prozent Wachstum wird je nach Institut erwartet – doch auf solide Fundamenten baut diese Prognose nicht.
Das erwartete Plus im kommenden Jahr hat wenig mit echter wirtschaftlicher Dynamik zu tun. Es speist sich vor allem aus Sondereffekten: dem Milliardenprogramm des Staates für Verkehrsinfrastruktur und Verteidigung sowie einem statistischen Vorteil durch mehr Arbeitstage, weil Feiertage günstiger fallen. Mit anderen Worten: Der leichte Anstieg resultiert eher aus zufälligen Rahmenbedingungen und staatlichen Impulsen als aus einer gestärkten Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft.
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