Die Kurve zeigt wieder nach oben: Im November ist die Inflation auf 4,1 Prozent geklettert – nach 4,0 Prozent im Oktober. Und das, obwohl der Euroraum langsam Kurs auf die Zielmarke der EZB nimmt. Während viele EU-Länder die Teuerung allmählich in den Griff bekommen, bleibt Österreich ein Hochpreisland. Für Haushalte bedeutet das: weniger realer Spielraum, steigende Fixkosten, kaum Aussicht auf rasche Entlastung.

Dienstleistungen: Der zäheste Kostentreiber

Die Statistik Austria bestätigt das Muster der vergangenen Monate: Dienstleistungen bleiben der Hauptfaktor für die zähe Teuerung. Mit +4,5 Prozent haben sich Gastronomie, Tourismus, Reparaturen und persönliche Services deutlich verteuert – und gerade diese Bereiche lassen sich kaum einsparen. Wer Essen geht, sein Auto reparieren lässt oder alltägliche Leistungen in Anspruch nimmt, zahlt spürbar mehr.

Selektiv.at/Grafik

Energiepreise explodieren weiter

Noch dramatischer entwickelt sich der Energiebereich. Im November liegen die Preise +10,9 Prozent über dem Vorjahresniveau – ein weiterer Anstieg nach den rund +9 Prozent im Oktober. Strom, Gas und Treibstoffe werden wieder teurer. Und Energie wirkt immer doppelt: unmittelbar in der Haushaltsabrechnung und verzögert über höhere Produktions- und Transportkosten in nahezu jedem Produkt.

Das heißt: Selbst wenn Konsumenten sparen wollen, frisst der Energieschub viele Einsparungen sofort wieder auf.

Europa wird teurer – aber Österreich bleibt obenauf

Der EU-weit vergleichbare HVPI für Österreich liegt ebenfalls bei 4,1 Prozent. Zum Vergleich: Der Euroraum erreicht 2,2 Prozent, Deutschland 2,6 Prozent. Österreich bewegt sich damit weiterhin fast doppelt so hoch wie der Eurozonen-Schnitt. Während andere Länder langsam in Richtung Preisstabilität driften, steckt Österreich weiterhin im Hochpreismodus fest.

OECD-Prognose: Wachstum bleibt im Keller

Parallel zur Teuerung drückt auch die OECD-Prognose auf die Stimmung. Das Wirtschaftswachstum bleibt laut Prognosen über Jahre hinweg deutlich unter dem internationalen Schnitt:

2025: +0,3 Prozent
2026: +0,9 Prozent
2027: +1,2 Prozent

Die OECD sieht den Durchschnitt ihrer Mitgliedsländer bei rund 1,7–1,8 Prozent – Österreich bleibt also klar zurück. Während viele Volkswirtschaften den Weg aus der Flaute schneller finden, läuft Österreich im „Kriechgang“.

Warum kommt Österreich nicht vom Fleck?

Die OECD nennt mehrere strukturelle Risiken, die das Land besonders treffen: weiter hohe Energiepreise, mögliche neue Zölle und Handelskonflikte, die anhaltende Schwäche der deutschen Autoindustrie (auf die Österreichs Zulieferer angewiesen sind), strenge Budgetkonsolidierung, die Konsum und Investitionen bremst.

Diese Faktoren wirken gleichzeitig – und sie treffen ein Land, dessen Standortkosten und Energiepreise ohnehin überdurchschnittlich hoch sind. Was die OECD fordert: Reformen, die seit Jahren warten, darunter eine Reform des Pensionssystems, treffsicherere Sozialleistungen, weniger Bürokratie, mehr Wettbewerb und Transparenz am Energiemarkt.

Die Botschaft ist unmissverständlich: Ohne strukturelle Reformen wird Österreich teuer bleiben – und das Wachstum lahm.

Der gefährliche Mix: Hohe Preise, schwaches Wachstum

Für die Bevölkerung bedeutet die Lage vor allem eines: Die Kaufkraft wird weiter aufgefressen, während die Wirtschaft nicht schnell genug wächst, um Entlastung zu bringen. Steigende Energiekosten verschieben Preiserhöhungen immer weiter in andere Bereiche, Dienstleistungen bleiben hochpreisig, und echte Spielräume fehlen.

Die langfristige Gefahr: Österreich verliert im europäischen Vergleich weiter an Wettbewerbsfähigkeit und wird zum Dauer-Teuerland.