Wie deutlich die Ernüchterung inzwischen ist, zeigen aktuelle Daten des Münchner ifo- Instituts. Der halbjährlich erhobene Index der Investitionserwartungen rutschte zuletzt klar ins Minus. Für das laufende Jahr liegt der Saldo bei –9,2 Punkten. Das bedeutet: Der Anteil der Unternehmen, die ihre Investitionen zurückfahren wollen, überwiegt jene mit Expansionsplänen deutlich.

Noch im Frühjahr hatten die Erwartungen positiv ausgesehen. Innerhalb weniger Monate folgte dann der abrupte Stimmungsumschwung.

Industrie besonders stark betroffen

Die ifo-Daten zeigen, dass es vor allem die industrielle Basis trifft. In der Industrie fiel der Investitionssaldo für das laufende Jahr auf –17,3 Punkte. Besonders dramatisch ist die Entwicklung im Fahrzeugbau. Hier sackten die Erwartungen auf –36,7 Punkte ab – ein Wert, der den Ernst der Lage kaum deutlicher machen könnte.

Auch die Chemieindustrie, lange Zeit ein Stabilitätsanker des Standorts, hat ihre Investitionspläne massiv gekappt. Aus einem positiven Wert zu Jahresbeginn wurde binnen weniger Monate ein negativer Wert. Ähnlich angespannt zeigt sich die Lage im Maschinenbau.

Kosten, Regulierung, Energie: Der Standort als Bremsklotz

Hinter den Zahlen steht eine klare Botschaft: Deutschland ist für Investitionen schlicht zu teuer geworden. Hohe Energiepreise, steigende Lohnkosten und eine immer dichtere Regulierung verschlechtern die Kalkulationsgrundlagen.

Unternehmen reagieren rational. Sie investieren dort, wo Prozesse schneller laufen, Kosten beherrschbar bleiben und generell, die wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen verlässlich sind.

Leichter Hoffnungsschimmer für 2026

Für das kommende Jahr zeigen die ifo-Zahlen einen etwas weniger negativen Wert. Der Investitionssaldo wird bei –3,1 Punkten liegen. Die Zurückhaltung bleibt also bestehen, fällt aber weniger stark negativ aus. Ökonomen warnen jedoch davor, diesen Wert überzubewerten. Erfahrungsgemäß blicken Unternehmen zu Jahresbeginn etwas optimistischer nach vorn – ohne dass sich an den strukturellen Problemen bereits etwas geändert hätte.