KI-Exodus: Warum Chinas Tech-Giganten ihre Modelle plötzlich im Ausland trainieren
Die globale KI-Industrie erlebt eine bemerkenswerte Verschiebung: Chinesische Tech-Unternehmen verlagern zentrale Entwicklungsschritte ins Ausland, um weiterhin auf modernste Nvidia-Prozessoren zugreifen zu können. Nach einem Bericht der Financial Times sowie ergänzenden Recherchen von Branchenportalen wie Cryptopolitan entsteht in Südostasien ein regelrechtes Parallel-Ökosystem für chinesische KI-Modelle.
Seit die USA den Export leistungsstarker Nvidia-Chips nach China eingeschränkt haben, steht die KI-Branche der Volksrepublik unter enormem Druck. Zwar sind einige Modelle wie der H20 zwischenzeitlich wieder verfügbar, doch Washingtons Handelspolitik bleibt unberechenbar. Die Unternehmen reagieren darauf pragmatisch: Sie weichen aus.
Zu den Namen gehören Schwergewichte wie Alibaba und die TikTok-Mutter ByteDance. Beide sollen inzwischen massiv Rechenleistung in Rechenzentren außerhalb Chinas anmieten – vor allem in Singapur, Malaysia und anderen südostasiatischen Staaten. Die Motivation ist eindeutig: Dort stehen die neuesten Nvidia-Cluster bereit, die innerhalb Chinas nicht mehr erhältlich sind.
Der Trend hat sich in diesem Jahr dramatisch beschleunigt. Brancheninsider berichten von einem sprunghaften Ausbau von Datenzentren in der Region, ausgelöst durch die Flucht chinesischer KI-Projekte ins Ausland.
Peking setzt gleichzeitig auf Abschottung
Während chinesische Konzerne herrenlos in den globalen Cloud-Markt driften, versucht die Regierung gleichzeitig, sie wieder zurück ins eigene nationale Ökosystem zu drängen. Neue Richtlinien sehen vor, dass alle zukünftigen chinesischen Rechenzentren ausschließlich heimische Chips nutzen müssen, wenn sie staatliche Unterstützung erhalten wollen.
Die Vorgaben treffen auch Projekte, die bereits im Bau sind. Ist weniger als ein Drittel der Anlage fertiggestellt, müssen Unternehmen laut Berichten sämtliche nicht-chinesischen Chips aus den Installationen entfernen.
Das Problem: Trotz ambitionierter Investitionen kann die Leistung chinesischer KI-Chips bisher nicht mit Nvidia mithalten. Die Abhängigkeit besteht also weiter – und wird durch die Ausweichbewegungen sogar noch sichtbarer.
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