Konjunktur auf Sparflamme: Wie Deutschlands Standortprobleme Wachstum verhindern
Während die deutsche Bundesregierung Zuversicht verbreitet, zeichnen führende Wirtschaftsforscher ein nüchterneres Bild. Deutschland verharrt wirtschaftlich auf der Stelle. Hohe Energiekosten, eine erdrückende Bürokratielast und eine international kaum noch konkurrenzfähige Steuer- und Abgabenquote wirken wie eine strukturelle Bremse.
Die aktuellen Prognosen von IfW und Ifo bestätigen: Von einer echten Erholung kann keine Rede sein. Sowohl das Institut für Weltwirtschaft in Kiel als auch das Münchner Ifo-Institut haben ihre Erwartungen für die kommenden Jahre nach unten korrigiert. Das IfW rechnet im nächsten Jahr nur noch mit einem Plus beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 1,0 %, nachdem zuvor 1,3 % erwartet worden waren. Für das laufende Jahr bleibt es bei einem minimalen Zuwachs von 0,1 % – nach zwei Jahren wirtschaftlicher Schrumpfung. Erst 2027 sehen die Kieler Forscher mit 1,3 % etwas mehr Bewegung.
Auch das Ifo-Institut zeigt sich zurückhaltend. Für 2026 wird nur noch ein Wachstum von 0,8 % prognostiziert, nachdem zuvor 1,3 % in Aussicht gestellt worden waren. Für das laufende Jahr erwartet Ifo ebenfalls lediglich ein Plus von 0,1%. Selbst 2027 bleibt mit 1,1 % deutlich hinter früheren Hoffnungen zurück.
Strukturprobleme statt Konjunkturdelle
Hinter den schwachen Zahlen verbirgt sich mehr als eine vorübergehende Flaute. Die deutsche Wirtschaft kämpft mit tief sitzenden Standortproblemen. Hohe Strom- und Gaspreise belasten Industrie und Mittelstand, während Bürokratiekosten Investitionen verzögern oder ganz verhindern. Hinzu kommt eine Steuerlast, die im internationalen Vergleich zunehmend abschreckend wirkt – gerade für Neugründungen und kapitalintensive Branchen.
Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser bringt es auf den Punkt: „Die deutsche Wirtschaft passt sich dem Strukturwandel durch Innovationen und neue Geschäftsmodelle nur langsam und kostspielig an.“ Gleichzeitig würden Unternehmen und Gründer „im Besonderen durch bürokratische Hürden und eine veraltete Infrastruktur behindert“.
Deutschland verliert an Wettbewerbsfähigkeit
Die Kieler Forscher zeichnen ein ernüchterndes Fazit. „Die deutsche Wirtschaft hat sich auf niedrigem Niveau stabilisiert“, resümiert IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths. Die Konjunktur bewege sich seitwärts, ohne eigene Dynamik zu entwickeln.
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