Kündigungswelle trifft Grenzgänger: Pendler aus Vorarlberg unter Druck
Die wirtschaftlichen Turbulenzen in der Schweiz und Liechtenstein schlagen zunehmend auch auf die Bürger Vorarlbergs durch. Wer täglich über die Grenze pendelt, sieht sich plötzlich mit existenziellen Problemen konfrontiert. Entlassungen bei großen Industriebetrieben bedeuten nicht nur den Verlust des Einkommens.
Etwa sieben Prozent der Beschäftigten in Vorarlberg verdienen ihr Geld jenseits der Grenze – vor allem in Liechtenstein und in der Schweiz. Was bislang als Garant für stabile Jobs und überdurchschnittliche Löhne galt, droht nun zum Problem zu werden. In der Schweiz warnt die Politik, dass allein durch US-Strafzölle mittelfristig bis zu 15.000 Arbeitsplätze verschwinden könnten. Liechtenstein wiederum trifft es hart durch den Stellenabbau beim Autozulieferer Thyssen-Krupp.
Thyssen kürzt radikal: Hunderte Vorarlberger betroffen
Dort stehen massive Einschnitte bevor: Über ein Viertel der Belegschaft muss gehen. „Die Lage ist ernst – unsere aktuellen Strukturen erlauben uns nicht, im internationalen Wettbewerb nachhaltig zu bestehen. Deshalb passen wir unsere Kapazitäten am Standort Eschen an, um uns zukunftsfähig aufzustellen“, erklärte Viktor Molnár, COO von thyssenkrupp Automotive Technology und Geschäftsführer der Presta AG dem ORF.
Allein an den beiden Standorten Eschen und Oberegg arbeiten rund 2.000 Beschäftigte. Davon stammen 762 aus Österreich – die meisten von ihnen aus Vorarlberg. Für die betroffenen Familien bedeutet die angekündigte Kündigungswelle einen Schock. Denn gerade in klassischen Familienmodellen hängt das Haupteinkommen oft am Grenzpendler.
Statistik Austria weist für 2023 insgesamt 15.519 Auslands-Pendler aus Vorarlberg aus. 69% davon sind Männer. Frauen arbeiten im Inland häufiger in Teilzeit und pendeln deutlich seltener.
Von Franken zu Euro – ein riskanter Wechsel
Neben der Sorge um die Existenz kommt ein weiterer Stolperstein hinzu: das Finanzielle. Wer in der Schweiz oder in Liechtenstein beschäftigt ist, konnte bisher Kredite in Franken aufnehmen. Fällt das Einkommen in der Fremdwährung jedoch weg, bleibt nur eine Umschuldung auf Euro – meist verbunden mit höheren Zinsen. Für viele Haushalte bedeutet das eine zusätzliche Last in ohnehin schon angespannten Zeiten.
Höheres Bildungsniveau – ein kleiner Lichtblick
Grenzpendler verdienen im Schnitt mehr als ihre Kollegen im Inland, was neben dem höheren Lohnniveau auch mit ihrer Ausbildung zusammenhängt. 21 % der Auslandsarbeiter sind Akademiker, in Vorarlberg insgesamt liegt der Anteil bei nur 16 %. Wer also seine Stelle verliert, hat zumindest durch die höhere Qualifikation bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
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