Lebensmittelversorgung in Gefahr: Metro-Chef kritisiert EU-Regulierungen
Die Europäische Union steht vor einem Dilemma: Während die Regulierungspolitik Klimaziele vorantreiben soll, könnten genau diese Maßnahmen die Versorgungssicherheit von Lebensmitteln massiv gefährden. Steffen Greubel, Vorstandsvorsitzender des Großhändlers Metro, zeichnete auf der jüngsten Bilanzpressekonferenz ein alarmierendes Bild. „Die Verfügbarkeit von Lebensmitteln wird langfristig die größere Herausforderung sein als der Preis“, so Greubel. Seine Warnung stützt sich nicht nur auf wirtschaftliche Indikatoren, sondern auch auf konkrete Entwicklungen in der Landwirtschaft und im Handel.
Trotz eines Umsatzwachstums um 1,6 % auf 31 Milliarden Euro meldete die Metro für das Geschäftsjahr 2023/24 einen operativen Verlust von 125 Millionen Euro. Greubel sprach dennoch von einer verbesserten Marktposition, während er gleichzeitig auf die wachsende Unsicherheit bei der Lebensmittelversorgung hinwies. Besonders betroffen seien Fleisch, Obst und Gemüse sowie die heimische Produktion.
Die Landwirtschaft im DACH-Raum, besonders in Deutschland, schrumpft seit Jahren. Zwischen 2020 und 2023 ging die Zahl der viehhaltenden Betriebe um 4 % zurück. Besonders dramatisch zeigt sich die Entwicklung in der Milchviehhaltung: Laut Hans Jürgen Seufferlein vom Verband der Bayerischen Milcherzeuger verlieren die Landwirte jedes Jahr 4 % ihrer Betriebe. Strenge Regulierungen, hohe Produktionskosten und ein wachsender Preisdruck setzen den Erzeugern zu. Biobauern geraten dabei besonders unter Druck: Ein Kilo Biomilch kostet in der Produktion rund 70 Cent, während der Marktpreis nur 60 Cent beträgt.
Die europäischen Klimaziele verschärfen die Lage zusätzlich. Vorschriften zur Viehhaltung, Restriktionen beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und die Limitierung von Wasserzugängen für die Bewässerung behindern die heimische Produktion. Gleichzeitig zwingt die Globalisierung Großhändler wie die Metro dazu, Lebensmittel aus entfernteren Regionen zu beziehen. Greubel verdeutlicht das Dilemma: Schweinefleisch wird verstärkt aus Spanien importiert, Zitrusfrüchte aus Afrika. Die längeren Handelswege stehen jedoch im klaren Widerspruch zu den Klimazielen der EU.
Kämpfende Produzenten: Der Preis der EU-Regulierungswut
Das Wetter und politische Eingriffe erschweren den Anbau von Obst und Gemüse. Erdbeer- und Spargelbauern leiden unter Einschränkungen beim Pflanzenschutz. Hinzu kommt die jüngste Mindestlohnerhöhung, die für viele Produzenten das Geschäft unrentabel macht. Saisonarbeitskräfte brechen häufig früher ab, da sie ihr Einkommensziel schneller erreichen, was zu Ernteeinbußen führt. Großhändler wie die Metro müssen daher verstärkt auf Importe aus Übersee zurückgreifen.
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