Lehren aus der Chipkrise: VW will sich von Abhängigkeiten befreien
Nach den jüngsten Erfahrungen mit Chip-Engpässen, zieht Volkswagen Konsequenzen: Der Konzern will in Zukunft Schlüsseltechnologien für das autonome Fahren selbst entwickeln – und sich damit von den globalen Lieferketten unabhängiger machen. In China, dem größten Automarkt der Welt, baut VW dazu eine eigene Entwicklungsbasis für KI-gesteuerte Chips auf.
„Wir übernehmen die Kontrolle über eine Schlüsseltechnologie, die die Zukunft des intelligenten Fahrens prägen wird“, erklärte Konzernchef Oliver Blume in Shanghai auf der internationalen Importmesse (CIIE). Die geplanten Chips sollen die Daten von Sensoren, Kameras und Radarsystemen verarbeiten – die zentrale Grundlage für hochautomatisiertes Fahren.
Entwickelt wird das Bauteil vom Gemeinschaftsunternehmen Carizon, das aus der VW-Softwaretochter Cariad und dem chinesischen KI-Spezialisten Horizon Robotics hervorgegangen ist. Laut Plan soll die Chipproduktion in drei bis fünf Jahren beginnen.
Mit diesem Schritt will VW seine Abhängigkeit von Halbleiterherstellern wie Nexperia, Infineon oder TSMC verringern. Ein zukunftsträchtiger und wichtiger Schritt, denn das Thema ist zuletzt aufgrund von chinesischer Exportbeschränkungen zur Achillesferse der europäischen Automobilindustrie geworden ist.
Lehren aus der Chipkrise
Bereits während der Pandemie stand die heimische Industrie vor großen Herasuforderungen: Kaum eine Branche hatte die globale Chipknappheit damals so stark zu spüren bekommen wie die Automobilindustrie. Stillstände in der Produktion, monatelange Lieferverzögerungen und Milliardenverluste zeigten, wie gefährlich einseitige Abhängigkeiten von asiatischen Herstellern geworden sind.
Volkswagen will nun eine eigene Fertigungskompetenz aufbauen – ein Schritt, der nicht nur technologische Souveränität verspricht, sondern auch Stabilität.
Dabei geht es auch um den Wettlauf mit der chinesischen Konkurrenz: Marken wie BYD, Nio und Geely setzen bereits auf eigene Chips und Sensoriklösungen. Für VW bedeutet das, im wichtigsten Absatzmarkt der Welt nicht nur mitzuhalten, sondern technologisch den Anschluss wiederzufinden.
China als Technologiezentrum – und Prüfstein
China ist für Volkswagen längst mehr als nur ein Absatzmarkt: Es ist zum strategischen Entwicklungszentrum geworden. Während die europäischen Standorte unter steigenden Energiekosten, Bürokratie und Regulierungsdruck leiden, findet der Konzern in China die technischen Kapazitäten und die politische Unterstützung, um Zukunftsprojekte schnell voranzutreiben und günstig zu produzieren.
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