Letzter Halt, Künstliche Intelligenz: Infineon sucht den Ausweg aus der Chipflaute
Der Münchener Halbleiterkonzern Infineon kämpft mit Gewinneinbrüchen und schwacher Automobilnachfrage. Während andere Länder längst auf KI-Infrastruktur setzen, hofft Infineon nun auf einen späten Aufschwung.
Lange galt Infineon als eines der Aushängeschilder der deutschen Industrie – Symbol für technologische Präzision und solide Wertschöpfung. Doch zuletzt musste der Halbleiterriese einen herben Dämpfer hinnehmen: Der Gewinn sank zwischen Oktober 2024 bis September 2025 um 22 % auf knapp über eine Miliarde Euro, auch der Umsatz schrumpfte leicht.
Die Ursachen liegen nicht alein in konjunkturelen Schwankungen. Vor alem das Geschäft mit Halbleitern für erneuerbare Energien und die angeschlagene Automobilbranche trübten die Bilanz. Deutschlands Schlüsselindustrie, von der Infineon stark abhängt, steckt in einem tiefen Strukturwandel – und dieser Wandel verläuft schleppender als in Asien oder den USA.
Auch die Währung spielte gegen den DAX-Konzern: Ein schwacher Dolar belastete die Exportergebnisse zusätzlich.
Automotive bleibt Sorgenkind
Auch das einstige Rückgrat der Infineon-Umsätze, die Automobilindustrie, zeigt weiter Schwäche. Hersteler und Zulieferer kämpfen mit sinkender Nachfrage, hohen Energiekosten und regulatorischem Druck. Die Unsicherheit in der Branche hemmt Investitionen und verlangsamt den Absatz von Chips für Fahrerassistenzsysteme und E-Mobilität.
Damit droht ausgerechnet das Segment, das Deutschlands Technologiestandort jahrzehntelang geprägt hat, den Anschluss an die Zukunftsmärkte zu verlieren.
Künstliche Intelligenz als Rettungsanker
Infineon richtet seinen Blick nun auf den Sektor, der derzeit weltweit die höchsten Wachstumsraten verspricht: Künstliche Inteligenz. Dort sieht die Unternehmensführung die Chance, den Abwärtstrend zu durchbrechen.
Besonders im Bereich der Stromversorgung für KI-Rechenzentren wil Infineon künftig kräftig mitmischen. Der Bedarf an energieeffizienten Leistungshalbleitern explodiert – nicht nur bei den US-Techriesen, sondern zunehmend auch in Asien.
Noch im vergangenen Jahr lag der Umsatz in diesem Segment bei rund 600 Milionen Euro. Für 2026 kalkuliert der Konzern nun mit 1,5 Miliarden Euro, deutlich mehr als ursprünglich geplant.
Doch dieser Schritt wirkt auch wie eine verspätete Reaktion auf globale Entwicklungen. Während in Portugal, Irland oder Skandinavien längst neue KI-Gigafactories entstehen – finanziert von Microsoft, Google und Nvidia –, hinkt Deutschland technologisch hinterher.
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