Linz wird Zentrum der KI-Zukunft: Big Tech trifft österreichische Innovationskraft
Im Linz Institute of Technology (LIT) Open Innovation Center der Johannes Kepler Universität versammelte sich diese Woche die internationale Tech-Elite.
von Raphael Suchomel
Führende Vertreter von Google, Microsoft und Amazon Web Services, aber auch zentrale Köpfe der österreichischen Forschung und Wirtschaft diskutierten beim Event „War for AI Talent“, wie Europa seine Stärken im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz nutzen kann. Über 200 Studenten folgten der Einladung der Young AI Leaders Linz und verfolgten aufmerksam die Diskussionen der Expertinnen und Experten.
Aufbruchsstimmung bei den Studenten
Gefordert wurden unter anderem mehr mutiges Risikokapital, attraktivere Rahmenbedingungen für innovative Start-ups und ein Mindset-Shift, um Probleme nicht nur zu erkennen, sondern auch schneller in die Lösung zu kommen. Gleichzeitig wurde von Beginn an betont, dass KI keine Bedrohung für uns sei, sondern ein Enabler – vor allem für die jüngere Generation. Es war noch nie so einfach, eigene Ideen in die Tat umzusetzen. Für Studenten, Gründer und junge Fachkräfte eröffnet sich damit eine historische Chance: Mit wenigen Klicks lassen sich heute Websites programmieren, Kampagnen planen oder ganze Geschäftsprozesse automatisieren.
Was für junge Gründer gerade ein Sprungbrett ist, zeigt auch Wirkung in bestehenden Unternehmen. Laut einer Studie von Google und dem Handelsverband setzen bereits rund zwei Drittel der österreichischen Betriebe KI ein. Noch profitiert nicht jeder spürbar, doch wo sie richtig eingesetzt wird, steigert KI Effizienz, senkt Kosten und eröffnet neue Wachstumsmöglichkeiten.
Auch die Industriellenvereinigung und McKinsey kamen in ihrer gemeinsamen Analyse zu einem ähnlichen Ergebnis: Viele österreichische Unternehmen stehen zwar noch am Anfang, doch das Potenzial ist enorm. Patrick Wollner, Associate Partner bei McKinsey, betonte, dass sich ganze Branchen gerade neu definieren und dass Veränderung nichts Bedrohliches sei, sondern eine Chance. Wer sich jetzt bewege, könne mit KI nicht nur effizienter, sondern auch innovativer werden. Ähnliches konstatierte auch Christoph Knogler, Geschäftsführer der KEBA Group und Vorsitzender der KI-Taskforce der Industriellenvereinigung, der mit seinem Unternehmen stark auf KI setzt.
Österreich zwischen Forschung und Anwendung
Neben den globalen Technologiekonzernen zeigte sich auch, dass Österreich in der Forschung längst eine wichtige Rolle spielt. Mit Persönlichkeiten wie Sepp Hochreiter, dem Mitgründer von NXAI und Entwickler der LSTM-Netzwerke, verfügt das Land über eine starke Basis in der Grundlagenforschung – also genau dort, wo die Modelle entstehen, auf denen viele heutige Anwendungen aufbauen.
Gleichzeitig wurde in Linz deutlich, wie wichtig es ist, beides zu haben: starke Grundlagenforschung und den Mut, auf die besten Technologien der Welt zu setzen. Österreich profitiert von Forscherpersönlichkeiten wie Sepp Hochreiter, die mit Projekten wie NXAI zeigen, dass hier enormes Know-how vorhanden ist. Doch am Ende entscheidet nicht nur, wer neue Modelle entwickelt, sondern vor allem, wer sie klug einsetzt. Gerade darin liegt Europas Chance: mit den weltweit führenden Produkten zu arbeiten, sie sinnvoll zu nutzen und daraus eigene Unternehmen, Innovationen und Wertschöpfung im Land zu schaffen.
Investition von allen Seiten
Dass dieser Ansatz nicht nur Theorie bleibt, zeigten auch die konkreten Ankündigungen im Rahmen des Events. Maimuna Mosser, Country Director von Google Austria, kündigte an, dass Studenten in Österreich künftig 365 Tage kostenlosen Zugang zu Gemini Pro erhalten. Damit werde modernste KI-Technologie für alle zugänglich – unabhängig von Budget oder Hintergrund.
Auch Hermann Erlach, General Manager von Microsoft Österreich, hob hervor, wie stark internationale Investitionen dem Standort zugutekommen. Mit dem Bau eines neuen Microsoft-Datacenters fließen hunderte Millionen Euro nach Österreich – in digitale Infrastruktur, Arbeitsplätze und Wissen. Beides zeigt: Wenn Forschung, Unternehmertum und globale Technologie zusammenwirken, entsteht echte Zukunftsfähigkeit.
Zwischen digitaler Souveränität und globaler Offenheit
Zum Schluss wurde deutlich, dass es kein Gegeneinander braucht, sondern ein Sowohl-als-auch. Einerseits gilt es, die exzellente heimische Grundlagenforschung weiter zu stärken und ihr die nötigen Rahmenbedingungen zu geben, um Europas technologische Souveränität auszubauen. Gleichzeitig sollte man sich nicht vor internationalen Technologien verschließen – denn wer sie richtig nutzt, bringt Innovation, Wachstum und Wohlstand ins Land.
Das Event hat gezeigt: Künstliche Intelligenz ist kein fernes Zukunftsthema, sondern ein Werkzeug, das heute schon jede und jeden befähigen kann, Ideen umzusetzen und Neues zu schaffen. Und genau darin liegt die Chance – für Studenten, Unternehmen und für Österreich als Ganzes.
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