Nach massiver Kritik an den geplanten Gehaltserhöhungen von 4,2 Prozent für die Kammermitarbeiter ruderte Präsident Harald Mahrer (ÖVP) öffentlich zurück. Wie die Krone berichtet, soll es nun „nur“ 2,1 Prozent mehr geben, allerdings gilt diese Erhöhung nur bis Juli. Danach greift wieder die volle Erhöhung. Ein „alter Politiker-Trick“, wie Beobachter spötteln.

NEOS-Generalsekretär Douglas Hoyos spricht von einer „verantwortungslosen Entscheidung“ und fordert die Streichung der Kammerumlage 2. Unternehmer Stephan Zöchling kündigte sogar an, seine Beiträge künftig nicht mehr zahlen zu wollen. „Es war kein Machtwort, sondern der öffentliche Aufschrei, der im letzten Moment die Reißleine zog“, kritisierte Hoyos.

Tirols Präsidentin Thaler kassiert Luxus-Gage – 49 Prozent mehr

Während Mahrer von „besonderen Maßnahmen in besonderen Zeiten“ spricht, steigen die Gagen an der Kammer-Spitze munter weiter.

So wird etwa die WK-Präsidentin in Tirol, Barbara Thaler, künftig mit über 10.000 Euro brutto im Monat entlohnt, bislang waren es rund 7.000 Euro. Das ist ein Plus von 49 Prozent – und das mitten in der Wirtschaftsflaute. Eine offizielle Stellungnahme lehnte Thaler ab. Aus ihrem Büro hieß es lediglich, die Entschädigung sei „seit Jahrzehnten nicht angepasst“ worden. Finanziert wird sie, wie alle Funktionärsgehälter, aus den Pflichtbeiträgen der Unternehmer, die aktuell selbst unter hohen Kosten leiden.

Andere Bundesländer zeigen jedoch, dass Zurückhaltung möglich ist. In Kärnten und Vorarlberg beispielsweise bleiben die Präsidentengehälter mit rund 7.000 Euro unverändert. In Wien und Niederösterreich hingegen schöpfen die Präsidenten die Höchstgrenze von etwa 14.000 Euro aus.

Wien: Sechs Vizes, 270.000 Euro im Jahr – „breite Aufstellung“ oder Postenschacher?

Auch die Wiener Wirtschaftskammer (WKW) unterhält ein beachtliches Heer an Funktionären: Es gibt sechs Vizepräsidenten – zwei „echte“ mit jeweils über 7.000 Euro und vier „kooptierte“ (SPÖ, Grüne, NEOS, parteilos) mit je 5.600 Euro monatlich. Allein diese vier kosten 270.000 Euro pro Jahr. Hinzu kommen sieben Sparten mit je einem Obmann (5.000 Euro) und rund 30 Vizes (2.500 Euro).

Ein Sprecher der Kammer verteidigt das System als „breite Aufstellung über Fraktionsgrenzen hinweg“, um die Zusammenarbeit mit der Stadt Wien zu fördern. Kritiker sehen darin schlicht Postenschacher auf Kosten der Pflichtzahler.

FPÖ-Wirtschaftssprecher Ronny Walter ärgert sich, dass trotz der starken Mandate kein Vize der Freiheitlichen vertreten ist: „Wir sind halt nicht in der Regierung.“ Walter fordert, dass Kammer-Mitarbeiter künftig nach normalen Kollektivverträgen bezahlt werden. „Dann hören solche Diskussionen auf.“