Die russische Investmentholding Rasperia fordert in einem brisanten Verfahren Schadenersatz in Höhe von 1,9 Milliarden Euro. Sollte die Klage erfolgreich sein, drohen der russischen Raiffeisen-Tochtergesellschaft massive Belastungen, die auch auf die Gesamtbilanz des Konzerns durchschlagen könnten.

„Sollte das Urteil negativ ausfallen, wären erhebliche Auswirkungen auf die Bilanz unvermeidbar“, erklärte die RBI bereits in ihrem Quartalsbericht. Dennoch verzichtete die Bank bisher auf Rückstellungen, da die genaue Schadenshöhe schwer zu beziffern sei. Im Falle einer Niederlage plant die Bank juristische Gegenmaßnahmen, um eine Zahlung hinauszuzögern.

Russlandgeschäft unter doppeltem Druck

Die RBI sieht sich in einer Zwickmühle. Einerseits fordert die Europäische Zentralbank (EZB) gemeinsam mit der US-Sanktionsbehörde, die Geschäftsaktivitäten in Russland drastisch zu reduzieren. Andererseits untersagt ein russisches Gericht den Verkauf der dortigen Tochtergesellschaft, was den Handlungsspielraum der Bank erheblich einschränkt.

Seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine hat RBI-Chef Johann Strobl verschiedene Rückzugsoptionen geprüft, bislang ohne greifbaren Erfolg. Inzwischen gilt ein Mehrheitsverkauf als bevorzugte Lösung, doch die geopolitischen Spannungen und juristischen Hürden erschweren jede Entscheidung.

Milliarden eingefroren: Gewinne, die unerreichbar bleiben

Seit mehr als 30 Jahren zählt die RBI zu den führenden westlichen Banken in Russland. Gemeinsam mit der italienischen UniCredit dominiert sie den Markt. Doch der Krieg und die Sanktionen haben die Geschäfte massiv erschwert. In den ersten neun Monaten des Jahres 2024 erwirtschaftete die Bank zwar mehr als die Hälfte ihres Konzerngewinns von 2,1 Milliarden Euro in Russland, kann jedoch nicht auf diese Mittel zugreifen.Insider berichten, dass rund sechs Milliarden Euro an Eigenkapital in Russland blockiert sind.

RBI-Chef Strobl betont, dass die Bank an einer sanktionskonformen Lösung gearbeitet habe. Doch der Druck westlicher Behörden und die undurchsichtigen Machtspiele in Russland lassen kaum Spielraum für strategische Entscheidungen.