Mit einer Milliarde Euro täglich - so bezahlen wir Europäer Putins Krieg
Die Gas- und Rohöl-Lieferungen aus Russland laufen weiter, der Westen bezahlt dafür: Täglich fließt so knapp eine Milliarde Euro in den russischen Staatshaushalt, 20 % davon gehen an den Verteidigungsetat. Putins Armee kostet der Krieg in der Ukraine täglich nur zehn bis 20 Millionen Euro, schätzen Analysten.
Die Regierungen der EU- und NATO-Nationen sind somit in einer moralisch fragwürdigen Situation: Einerseits werden massenweise moderne Waffensysteme an die ukrainische Regierung geliefert, um gegen die russische Armee bestehen und den aktuellen Frontverlauf halten zu können. Andererseits schicken die selben Nationen viel Geld nach Moskau, um weiter Gas und Rohöl beziehen zu dürfen – und finanzieren damit den Krieg von Wladimir Putin.
Die deutsche Stiftung Wissenschaft und Politik hat nun veröffentlicht, wie bedeutend diese Zahlungen aus Westeuropa an Moskau aktuell sind. Und die Experten errechneten auch, was Russland täglich für den Krieg in der Ukraine ausgibt.
Panzer, Flugzeuge, etc. seit langem schon finanziert
“Das Teuerste an diesem Krieg – Geräte wie Panzer, Raketen oder Flugzeuge – wurde bereits in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten gebaut und ist damit bereits finanziert”, erklärt Janis Kluge, Russlandexperte von der Stiftung Wissenschaft und Politik, im Gespräch mit tagesschau.de. Die einzigen laufenden Kosten seien die Ausgaben für Sold und Verbrauchsmaterial wie Öl oder Diesel.
Dafür wären täglich zehn bis 20 Millionen Euro zu kalkulieren. Kluge: “Das ist für Russland aktuell überhaupt kein Problem zu bezahlen.”
Kriegskosten sind für den Kreml zu stemmen
Die weitaus teureren Investitionen habe Russland schon lange gestemmt – mit der Hilfe des Westens, sagt der Ökonom: “Unseren finanziellen Beitrag zu dem Krieg haben wir schon in der Vergangenheit geleistet. Durch unsere Energieimporte in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten haben wir Russland in die Lage versetzt, sich die Aufrüstung zu leisten.”
Und für den Kreml laufen die Einnahmen weiter – und zwar in gewaltigen Dimensionen: Mittlerweile erlöst das Land laut Experte Janis Kluge zufolge durch Energie-Exporte pro Tag fast eine Milliarde Euro.
“Wir finanzieren das russische Militär zwar nicht direkt, dafür aber gemeinsam mit anderen Importeuren den russischen Staatshaushalt”, sagt Kluge. Zwischen 20 bis 25 Prozent des föderalen Haushalts könne dem Militär zugeordnet werden.
Bei der Förderung von Öl und Gas müssen russische Unternehmen wie Gazprom und Rosneft eine Fördersteuer an den Staat entrichten. Wenn die Energie schließlich exportiert wird, kommt noch einmal ein Exportzoll dazu. Diese beiden Komponenten werden von den Exporteuren in Rubel an den russischen Staat entrichtet und sind gekoppelt an den Weltmarktpreis. Je teurer Öl und Gas ist, desto größer ist der Anteil, der im Haushalt landet.
Bei täglichen Einnahmen von einer Milliarde Euro und Kriegskosten von 20 Millionen Euro pro Tag dürften die finanziellen Mittel Russlands für den Krieg in der Ukraine nicht sehr rasch schwinden.
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