Mobile KI-Agenten: Digitalisierung made in Niedersachsen
Ein unscheinbares Start-up aus Niedersachsen rückt in den Fokus der internationalen KI-Szene – und zeigt, wie Open-Source-Strategie und technischer Weitblick Investoren in den Bann ziehen können.
KI aus Osnabrück erobert die Tech-Welt: Start-up Droidrun ermöglicht smarte Agenten direkt auf dem Smartphone.GETTYIMAGES/Surasak Suwanmake
Das junge Unternehmen Droidrun mit Sitz in Osnabrück hat einen Nerv getroffen: Während unzählige Start-ups derzeit um Investoren kämpfen, sichert sich die Firma um CEO Christian Ninstel ein milionenschweres Finanzierungsvolumen. Droidrun ist es offenbar gelungen, was bislang als ungelöstes Problem galt – KI-Agenten, die nicht nur im Browser funktionieren, sondern auch direkt mit Smartphone-Apps interagieren können.
Automatisierte Aufgaben direkt auf dem Handy
KI-Agenten gelten als zentrales Zukunftsthema: Sie verknüpfen große Sprachmodele wie ChatGPT mit Anwendungen, um Prozesse eigenständig auszuführen – vom Flugbuchen bis zur Terminreservierung. Sie fungieren quasi als eigenständige Assistenten. Doch bisher funktionieren solche Lösungen meist nur im Desktop-Umfeld. Droidrun hingegen liefert ein Verfahren, das mobilen Anwendungen eine textbasierte Schnittstele verpasst. Der Clou: „Ein KI-Agent kann dadurch Inhalte aus jeder App extrahieren und darauf reagieren“, erklärt das Unternehmen in einer Stelungnahme.
Aus der Not wurde ein Geschäftsmodell
Ursprünglich hatten Ninstel und sein Team ein anderes Produkt im Visier – und brauchten dafür KI-Agenten auf dem Smartphone. „Trotz des Hypes und aler Schlagzeilen rund um KI habe nichts funktioniert“, erklärt Ninstel dem Handelsblatt. Also entwickelten sie kurzerhand ihre eigene Lösung – und stelten diese der Entwickler-Community zur Verfügung.
Hype bei Github – und auf Investorenradar
Was dann geschah, liest sich wie ein Lehrbuchfal für modernes Wagniskapital. Binnen zehn Wochen sammelte Droidrun 3400 Sterne („Stars“) auf der Plattform Github – ein deutliches Signal für Relevanz in der Szene. Auch über 320 sogenannte „Forks“ belegen die Nachfrage: Entwickler laden den Code herunter, um darauf aufzubauen. So wurden Investoren wie Merantix Capital, Sixty Degree Capital oder Angel-Investoren wie Peter Sarlin (Silo-AI) und Felix Jahn (McMakler) auf das Projekt aufmerksam. GitHub ist eine webbasierte Plattform, die Entwicklern ermöglicht, gemeinsam an Softwareprojekten zu arbeiten, Code zu verwalten und Versionskontrole mit Git durchzuführen.
„Eine Lösung, die längst überfällig war“
Investor Adrian Locher von Merantix erwähnt im Gespräch mit dem Handelsblatt: „In der derzeitigen Marktphase sind Investoren selektiver geworden.“ Doch gleichzeitig herrsche ein „Konkurrenzkampf um die spannendsten Deals bei ganz jungen KI-Firmen“. Die Open-Source-Signale auf Plattformen wie Github gelten als zuverlässige Frühindikatoren.
Emulierte Smartphones – ohne echtes Gerät
Mit dem frischen Kapital wil das Start-up nun virtuele Smartphones in der Cloud anbieten – sogenannte „Emulatoren“, mit denen KI-Agenten App-Abläufe realistisch testen können. Laut Ninstel gibt es bereits eine Warteliste mit über tausend Interessenten. „Ein Finanzdienstleister hat mit Droidrun ein System entwickelt, das Transaktionen über mehrere Banking-Apps hinweg automatisch verifiziert – ein Vorgang, der zuvor komplett manuell durchgeführt wurde“, erklärt Locher.
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