Bislang gilt auch in Griechenland das bekannte Acht-Stunden-Modell. Doch die Regierung in Athen will die Vorschriften deutlich ausweiten. Schon im vergangenen Jahr wurde die Sechs-Tage-Woche rechtlich ermöglicht. Nun geht Arbeitsministerin Niki Kerameus einen Schritt weiter: Sie wirbt für eine Ausweitung auf 13 Stunden pro Tag. „Erstens ist es eine Möglichkeit, keine Verpflichtung. Zweitens muss der Mitarbeiter zustimmen. Drittens brauchen Sie so als Angestellter keinen zweiten Job“, sagt Kerameus.

Der Hintergrund: In der griechischen Tourismusbranche fehlen rund 80.000 Arbeitskräfte. Viele Beschäftigte halten sich mit mehreren Jobs über Wasser – eine Spätfolge der schweren Finanzkrise der 2010er-Jahre.

Klare Grenzen und höhere Zuschläge

Trotz der geplanten Ausweitung soll es nicht unbegrenzt möglich sein, 13 Stunden am Stück zu arbeiten. Der Entwurf sieht vor, dass dies nur an maximal 37 Tagen im Jahr erlaubt ist. Die 40-Stunden-Woche bleibt die Basis. Zudem sollen Überstunden künftig besser bezahlt werden. „Das bedeutet 40 Prozent mehr Lohn pro Überstunde“, verspricht Kerameus.

Außerdem soll das Gesetz, zumindest offiziellen Angaben nach, dem Schutz der
Arbeitnehmer dienen. Schwarzarbeit solll dadurch zurückgedrängt werden.

Widerstand von Gewerkschaften

Die Arbeitnehmervertreter üben deutliche Kritik. Gewerkschafter Christos Goulas
bezweifelt, dass ein 13-Stunden-Modell die Produktivität steigern kann, insbesondere nicht in Büroberufen. Zudem wirft er der Regierung vor, die Gewerkschaften außen vor gelassen zu haben. „Im Zeitalter von künstlicher Intelligenz, der Digitalisierung sollten wir über die Optimierung der Arbeitsqualität sprechen. Stattdessen kehren wir beharrlich und fälschlicherweise zum traditionellen Modell der langen Arbeitszeiten zurück“, so Goulas.