Nach fast fünf Jahrhunderten: Traditionsbetrieb Casimir Kast insolvent
Ein Stück Industriegeschichte geht ins Wanken: Der deutsche Verpackungsmittelhersteller Casimir Kast aus Gernsbach, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1550 zurückreichen, hat erstmals in seiner jahrhundertelangen Geschichte Insolvenz angemeldet.
Das Unternehmen zählt mit seinen rund 160 Beschäftigten zu den größten Arbeitgebern der Region Murgtal. Gegründet wurde der Betrieb von Jacob Kast, seit 2006 firmiert er in seiner heutigen Form als Casimir Kast Verpackung und Display GmbH. Spezialisiert ist das Familienunternehmen auf die Herstellung und Entwicklung von Verpackungen aus Karton und Wellpappe.
In einer offiziellen Mitteilung erklärte die Geschäftsführung: „Verursacht durch die allgemeine wirtschaftliche Lage in Deutschland, ist das Unternehmen Casimir Kast in eine finanzielle Situation geraten, die keine Alternative mehr ließ, um größeren Schaden vom Unternehmen abzuwenden.“
Kombination aus schwacher Nachfrage und steigenden Kosten
Gegenüber der Bild wurden die Ursachen der Insolvenz noch präziser erläutert: „Einerseits die Zurückhaltung der Verbraucher, aber andererseits die Steigerung der Kosten bei Löhnen, Energie und Materialkauf. Das führte zu der Schieflage.“
Gemeinsam mit einem Insolvenzverwalter soll nun ein Sanierungsprozess gestartet und ein möglicher Investor gefunden werden.
Millionen-Investition kurz vor der Krise
Noch vor drei Jahren hatte das Unternehmen zehn Millionen Euro in die Standortsicherung gesteckt – eine Investition, die nun im Schatten der Insolvenz steht. Dennoch soll der Betrieb zunächst weitergeführt werden. Für die Mitarbeiter bedeutet das zumindest kurzfristig Sicherheit: Die Gehälter seien über das Insolvenzgeld für bis zu drei Monate abgesichert.
Geschäftsführer Christian Oetker-Kast betonte trotz der Schieflage den Zukunftsblick: Die Insolvenz könne auch „eine neue Chance für den Traditionsbetrieb“ sein.
Insolvenzen in Deutschland nehmen wieder zu
Die Lage des Unternehmens reiht sich in einen breiteren Trend ein. Mit einem Plus von 19,2 % gegenüber dem Vorjahresmonat stieg die Zahl der Unternehmenspleiten im Juni spürbar an – so hoch wie zuletzt im Oktober 2024, teilte das Statistische Bundesamt auf Basis vorläufiger Daten mit.
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