„Auf Anweisung des Premierministers leitet die Regierung ein Verfahren ein, um Shein so lange wie nötig zu sperren, bis die Plattform den Behörden nachweisen kann, dass sämtliche Inhalte unseren Gesetzen entsprechen“, teilte das Büro von Premierminister Sébastien Lecornu mit. Binnen 48 Stunden sollen zuständige Ministerien einen ersten Bericht vorlegen.

Shein erklärte in einer Stellungnahme, man nehme die Entscheidung „zur Kenntnis“ und werde „vollumfänglich mit den Behörden zusammenarbeiten“. Das Unternehmen kündigte zudem an, die Angebote unabhängiger Drittanbieter vorübergehend auszusetzen und deren Arbeitsweise zu überprüfen.

Die Sperrung betrifft vorerst nur den Onlinehandel – sie fiel allerdings just an dem Tag, an dem Shein seine erste physische Filiale im traditionsreichen Pariser Kaufhaus BHV Marais eröffnete. Während auf der einen Straßenseite Schlangen von Käufern standen, protestierten auf der anderen Demonstranten mit Plakaten wie „Schande über Shein“.

Skandal um fragwürdige Produkte beschleunigt politische Reaktion

Schon zuvor hatte Shein gemeinsam mit der Plattform Temu wegen gefährlicher und teils giftiger Produkte für Schlagzeilen gesorgt. Eine Untersuchung der Stiftung Warentest ergab, dass rund zwei Drittel der getesteten Artikel europäische Sicherheitsstandards nicht erfüllen. In einigen Produkten wurden sogar giftige Schwermetalle wie Cadmium nachgewiesen.

„Diese vermeintlichen Schnäppchen sind oft giftig, brandgefährlich und verstoßen gegen EU-Sicherheitsstandards“, warnte Florian Ostermann von der Stiftung Warentest gegenüber dem WDR.

Ein überfälliges Signal gegen Billigimporte

Frankreichs Schritt wird in Europa aufmerksam verfolgt. Seit Jahren fluten chinesische Plattformen wie Shein oder Temu den europäischen Markt mit Billigprodukten, die durch aggressive Onlinewerbung und Rabattschlachten ganze Branchen unter Druck setzen – vom Textilhandel bis zur Elektronik. Viele dieser Waren umgehen durch Direktversand Zoll- und Sicherheitskontrollen, wodurch sie weit unter den Produktionskosten europäischer Hersteller angeboten werden können.

Für französische Politiker ist die Sperrung daher mehr als nur eine moralische Reaktion – sie ist ein wirtschaftspolitisches Statement. Europa müsse, so die Forderung vieler Abgeordneter, endlich faire Wettbewerbsbedingungen schaffen und gegen die Dumping-Importe aus Fernost vorgehen.