Nachhaltigkeit wird zur Kostenbelastung: 1.000 Unternehmen steigen aus Klimaprogramm aus
Die große Klimabewegung scheint an Zugkraft zu verlieren. Weltweit haben sich fast 1.000 Unternehmen aus der sogenannten Science Based Targets Initiative (SBTi) zurückgezogen – einem Bündnis, das Firmen verpflichtet, ihre Emissionen im Einklang mit den Pariser Klimazielen zu senken. Immer mehr Betriebe erkennen: Die Kosten die im Rahmen der Klimaziele anfallen, sind kaum tragbar, die Konkurrenzfähigkeit leidet.
Nach Angaben der Science Based Targets Initiative haben sich inzwischen 956 Unternehmen aus dem Zusammenschluss zurückgezogen und so von ihren Klimaverpflichtungen verabschiedet – Tendenz steigend. Die Initiative, getragen von Umweltorganisationen und wissenschaftlichen Instituten, legt klare Reduktionspfade für CO₂-Emissionen fest. Doch die Realität zeigt: die ambitionierten Zielvorgaben stoßen zunehmend an wirtschaftliche Grenzen.
Während 11.836 Unternehmen weiterhin an Bord sind, geben immer mehr Betriebe offen zu, dass die Umsetzung schlicht zu teuer und zu komplex ist.
Klimapolitik als Standortnachteil
In Deutschland sind aktuell rund 775 Unternehmen Teil der Initiative – doch selbst hier bröckelt die Beteiligung. 44 Betriebe, darunter Schwergewichte wie Allianz, Axel Springer oder Sixt, haben sich bereits von ihren Verpflichtungen verabschiedet. Auch in der Schweiz geben große Namen wie Swiss Re, Zurich oder Sulzer ihre Teilnahme auf.
Hinter den Entscheidungen steckt weniger fehlender Wille als vielmehr wirtschaftlicher Realismus. Die strengen Klimavorgaben bedeuten für viele Unternehmen einen massiven Kostenfaktor, der sich in einem globalen Wettbewerb kaum kompensieren lässt. Produktionsketten müssen umgestellt, neue Technologien integriert und bestehende Anlagen ersetzt werden – oft ohne realistische Aussicht auf Rendite.
Vor allem in energieintensiven Branchen ist der Spagat zwischen Nachhaltigkeit und Profitabilität kaum zu schaffen. Die steigenden Energiepreise, teure CO₂-Zertifikate und bürokratische Auflagen führen dazu, dass Betriebskosten explodieren, während Margen schrumpfen.
Europas industriepolitischer Blindflug
Die Entwicklung offenbart ein strukturelles Problem europäischer Wirtschaftspolitik: Während Brüssel immer neue Klimaregeln erlässt, werden die wirtschaftlichen Folgen selten offen diskutiert. Statt Planungssicherheit und Innovationsförderung erleben viele Betriebe eine Flut an Auflagen, die Investitionen hemmen und Arbeitsplätze gefährden.
So führt der Klimaschutz zunehmend zu einem paradoxen Ergebnis – die Unternehmen, die ihn umsetzen sollen, wandern ab. In Asien und Nordamerika profitieren Wettbewerber von niedrigen Energiepreisen, geringeren Umweltauflagen und massiven Subventionen.
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