Die nun angekündigten Importzölle bewegen sich in einer Bandbreite von rund 22 % bis knapp 43 %. Betroffen sind zahlreiche Molkereien aus mehreren EU-Staaten. Unternehmen, die sich an einer chinesischen Untersuchung beteiligt hatten, kommen mit niedrigeren Sätzen davon. Andere, die sich dem Verfahren entzogen oder nicht vollständig kooperierten, müssen den Höchstsatz zahlen. Für europäische Exporteure bedeutet das einen empfindlichen Einschnitt.

Offiziell begründet Peking den Schritt mit dem Schutz der eigenen Milchwirtschaft. Importierte Produkte aus Europa seien staatlich gefördert und würden heimische Produzenten unter Druck setzen. Doch hinter dieser Argumentation schwingt eine zweite Ebene mit, die in diplomatischen Kreisen kaum bestritten wird.

Vom E-Auto zur Milchkanne: Ein Streit mit Vorgeschichte

Bereits vor mehr als einem Jahr hatte die EU Sonderzölle auf in China produzierte Elektrofahrzeuge beschlossen – ein Schritt, der in Peking als wirtschaftliche Provokation wahrgenommen wurde. Seither reiht sich eine Untersuchung an die nächste. Erst traf es Brandy, dann Schweinefleisch, nun Milchprodukte. Die Reihenfolge ist kein Zufall, sondern deutet auf eine gezielte Ausweitung des Konflikts hin.

Während Brüssel die Maßnahmen im Automobilsektor mit Wettbewerbsverzerrungen begründete, antwortet China nun mit spiegelbildlicher Argumentation. Der Handelskonflikt verlagert sich damit schrittweise von einer Industrie zur nächsten – und erreicht zunehmend den sensiblen Agrarbereich.

Europas Milchwirtschaft unter Druck

Für die EU ist China nach wie vor einer der wichtigsten Absatzmärkte für Milchprodukte. Exportiert werden vor allem Käse, Milchpulver und Spezialprodukte.

Besonders brisant: Die Abgaben sind zunächst als „vorläufig“ deklariert, könnten aber jederzeit verlängert oder ausgeweitet werden. Für Unternehmen erschwert das Planung, Investitionen und langfristige Lieferverträge.