Nur 543 Milliarden Euro: Umsatz-Minus der Rüstungsindustrie - trotz Krieg
Überraschende Daten angesichts der globalen Sicherheitslage: Die Rüstungsindustrie hätte im Vorjahr – als im Ukraine-Krieg bereits monatelang gestorben wurde – ein Umsatz-Minus zu verzeichnen, berichtet das Friedensforschungsinstitut Sipri in Stockholm. Deutsche und türkische Unternehmen hatten aber Zugewinne.
Der Umsatz der 100 weltweit größten Rüstungsbetriebe ist im Jahr 2022 gesunken, zeigt die jährliche Analyse des bekannten schwedischen Friedensforschungsinstituts Sipri. Allerdings dürfte der nächste Anstieg schon bevorstehen.
In der aktuellen Analyse zu sehen: Zwar sind die USA der größte Waffenlieferant für die Ukraine. Trotzdem sanken die Erlöse der führenden US-Rüstungskonzerne real um fast acht Prozent auf 300 Milliarden Dollar. Dabei hatten die Großkonzerne zuvor noch über Jahre hinweg neue Rekordwerte erzielen können. Dieser Einbruch hat auch Auswirkungen auf die Gesamtzahlen. Dem Sipri-Bericht zufolge sank der Umsatz der weltweit 100 größten Rüstungskonzerne real um 3,5 Prozent auf 597 Milliarden Dollar (543 Milliarden Euro). Das ist der erste Rückgang nach einem zuvor siebenjährigen Anstieg.
Angesichts hoher Auftragsbestände und Neubestellungen durch den Krieg Russlands in der Ukraine sei wieder mit einem erheblichen Anstieg zu rechnen. Die Schwäche der US-Konzerne im vergangenen Jahr begründen die Forscher unter anderem mit einem Arbeitskräftemangel, mit Lieferketten-Problemen und mit verzögerten Bestellungen.
94 % Umsatz-Plus für türkischen Drohnen-Hersteller
Für die deutsche Rüstungsindustrie lief es 2022 deutlich besser: Als größter deutscher Rüstungshersteller kommt Rheinmetall auf Platz 28 mit einem realen Umsatzplus von sechs Prozent. Der Düsseldorfer Konzern, der sich damit um drei Plätze verbessert hat, konnte zudem jüngst seine Mittelfristprognose erhöhen. Hensoldt rangiert unverändert auf Platz 69. Diehl verbesserte sich leicht von Platz 96 auf 93.
Gewaltig ist der Sprung des türkischen Drohnenherstellers Baykar in der Weltrangliste von Platz 100 auf 76 mit 94 Prozent Umsatzplus. Die an die Ukraine gelieferten Modelle (Bayraktar TB 2) sorgten für schwere Verluste der russischen Streitkräfte.
Der weltweite Umsatz-Rückgang bei der Rüstungsbranche könnte Einmal-Charakter haben: Denn einige Konzerne mit Umsatzminus erwarten kurz- oder mittelfristig wieder höhere Einnahmen, heißt es in der Analyse. Sipri-Experte Lorenzo Scarazzato hält es gegenüber der WELT für möglich, dass bereits in diesem Jahr die führenden US-Konzerne beim Umsatz real wieder zulegen.
Kommentare