Oberösterreich setzt auf Quantencomputing: Hagenberg soll Europas neuer Zukunfts-Knotenpunkt werden
Während die globale Technologielandschaft von den Vereinigten Staaten und China dominiert wird, kämpft Europa darum, bei den nächsten großen Innovationssprüngen nicht völlig den Anschluss zu verlieren.
Ein Modell des Inneren eines Quantencomputers (Symbolbild) GETTYIMAGES/Chicago Tribune / Kontributor
In Oberösterreich will man sich mit dieser Rolle am Rand nicht zufriedengeben. Der Standort Hagenberg im Mühlkreis soll darum zu einem der ambitioniertesten europäischen Zentren für Quantenforschung werden.
Politische Rückendeckung für den Technologiesprung
Im Software Competence Center Hagenberg (SCCH) arbeiten österreichische Forschungsgruppen daran, Quantencomputing aus dem Laborstadium in marktfähige Anwendungen zu überführen. Wissenschaftsministerin Eva-Maria Holzleitner (SPÖ) betonte bei ihrem Besuch, dass Österreich in der Quantenforschung jahrzehntelang „zur internationalen Spitzengruppe“ gehört habe – und diesen Vorsprung nicht aufs Spiel setzen dürfe.
Entscheidend dafür seien massive Investitionen, sowohl national als auch europäisch. Rückenwind kommt aus Brüssel: 107 Millionen Euro stellt die EU dem Standort für den Ausbau der Forschungsinfrastruktur zur Verfügung.
Wirtschaftlicher Turbo für die Region
Noch ist offen, in welchen Branchen Quantencomputer als erstes flächendeckend zum Einsatz kommen. Für Wirtschafts- und Forschungslandesrat Markus Achleitner (ÖVP) ist dennoch klar, wohin die Reise geht: „Wir wollen Quantentechnologie so rasch wie möglich in die Unternehmen bringen.“ Der Vorteil liegt auf der Hand: Wer früh Anwendungen entwickelt, schafft sich Wettbewerbsvorteile in Bereichen, in denen klassische Computer längst an ihre Grenzen stoßen.
Die praktischen Einsatzfelder: Von Medizin bis Materialwissenschaft
Die möglichen Anwendungen von Quantencomputing reichen weit über akademische Forschung hinaus und betreffen ganze Industriezweige. Besonders deutlich zeigt sich das in der Medizin: Mit Quantenprozessoren ließen sich komplexe Molekülstrukturen simulieren, was die Entwicklung neuer Medikamente drastisch beschleunigen könnte – Prozesse, die heute Jahre in Anspruch nehmen, wären in Zukunft womöglich in wenigen Wochen oder Monaten möglich. Auch die Materialwissenschaften würden davon profitieren, da sich neuartige Werkstoffe und chemische Verbindungen rechnerisch präzise modellieren ließen, lange bevor ein Labor sie herstellen kann.
Große Auswirkungen könnte die Technologie außerdem auf die Logistikbranche haben. Routen, Lieferketten und Fahrzeugflotten könnten mit einer Geschwindigkeit optimiert werden, die klassische Computer schlicht überfordert. Ähnliches gilt für die Finanzwelt: Banken und Versicherer erhielten völlig neue Werkzeuge, um Risiken zu berechnen oder Marktdynamiken zu simulieren.
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