Alarmstimmung in der heimischen Wirtschaft: Immer mehr Unternehmen rutschen in die Verlustzone, viele kämpfen nur noch ums Überleben. Laut einer aktuellen KSV1870-Umfrage ist der finanzielle Spielraum vieler Betriebe ausgeschöpft – besonders Handel, Bau und Industrie stehen massiv unter Druck.

Unternehmen am Limit – jeder vierte Betrieb kämpft ums Überleben

„Insbesondere jene Unternehmen, die mit Ach und Krach die schwarze Null schaffen, bereiten uns große Sorgen“, erklärte KSV1870-Chef Ricardo-José Vybiral bei der Präsentation der Umfrage am Mittwoch in Wien. Für die halbjährliche Erhebung befragt das Meinungsforschungsinstitut Marketagent im Auftrag des KSV rund 1.200 Unternehmen in ganz Österreich.

Laut Vybiral ist bei vielen Betrieben, die weder Verlust noch Gewinn erzielen, der „finanzielle Spielraum ausgeschöpft“. „So könnten etwa zusätzliche Preissteigerungen, steigende Personalkosten oder vermehrte Zahlungsausfälle dazu führen, dass in diesen Betrieben der letzte Vorhang fällt.“ Besonders stark unter Druck stehen laut Studie die Branchen Warenherstellung (36 %), Handel (31 %) und Bauwirtschaft (30 %).

Leichte Verbesserung, aber keine Entwarnung

Auch wenn die Werte bedrückend sind, zeigt sich zumindest bei der Bewertung der aktuellen Geschäftslage nach drei Jahren des stetigen Abwärtstrends erstmals eine leichte Stabilisierung. 47 % der Unternehmen bewerten ihre aktuelle Geschäftslage als „gut“ oder „sehr gut“, ein leichter Anstieg gegenüber dem Frühjahr (43 %).

„Der freie Fall wurde gestoppt“, kommentierte Vybiral vorsichtig optimistisch. Dennoch liege der Wert deutlich unter dem Niveau von 2021, als 65 % der Betriebe positiv auf ihre Lage blickten.

Zahlungsmoral bleibt stabil – trotz wirtschaftlicher Flaute

Ein weiterer Lichtblick: Das Zahlungsverhalten bleibt laut KSV weiterhin solide. 73 % der Unternehmen berichten von unverändert gutem oder verbessertem Zahlungsverhalten – ein stabiler Wert im Vergleich zum Vorjahr. Lediglich 17 % der Rechnungen werden zu spät bezahlt.

Privatkunden begleichen ihre Rechnungen im Schnitt nach 15 Tagen, Firmenkunden nach 25 Tagen. Gemeinden benötigen 26 Tage, während die Bundesländer im Durchschnitt 31 Tage und der Bund 36 Tage benötigen.

Für das kommende Jahr sind allerdings viele Unternehmen skeptisch. 32 % der Befragten befürchten eine Verschlechterung der Zahlungsmoral, insbesondere in den Schlüsselbranchen Industrie, Handel und Bauwirtschaft.

Die Unsicherheit hat einen klaren Hintergrund: Österreich befindet sich weiterhin in einer strukturellen Rezession. Zwar haben die Wirtschaftsforschungsinstitute WIFO und IHS ihre Prognosen leicht angehoben – sie erwarten nun ein BIP-Wachstum von 0,3 bis 0,4 % für 2025 statt einer Stagnation –, doch von einer echten Trendwende kann keine Rede sein.

2023 und 2024 schrumpfte die Wirtschaft um 0,8 % bzw. 0,7 %, der längste Abschwung seit dem Zweiten Weltkrieg. Auch für 2026 sehen die Ökonomen nur ein bescheidenes Plus von 0,8 %. Zu wenig, um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen.