In Österreich hat der öffentliche Dienst in den vergangenen Jahren eine Schlüsselrolle im Aufschaukeln der Inflation gespielt. Er initiierte als erster eine Welle hoher Lohnabschlüsse, der anschließend viele private Sektoren folgten. Die Konsequenz: Die Produktionskosten stiegen deutlich. Diese Entwicklung hatte somite weitreichende Auswirkungen auf die allgemeine Preisentwicklung und die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft.

Ein genauer Blick auf die Lohn-Preisspirale, die sich seit 2020 entfaltet, zeigt, wie die teils drastischen Lohnsteigerungen zur Teuerung beigetragen haben.

2020 bis 2021: Die Ruhe vor dem Sturm – stabile Preise, zurückhaltende Lohnabschlüsse

In den Jahren 2020 und 2021 zeigte sich in Österreich ein relativ stabiles Preisniveau. Mit einer Inflation von nur 1,4 Prozent im Jahr 2020 und einem moderaten Anstieg auf 2,8 Prozent im Jahr 2021 fielen auch die Lohnabschlüsse moderat aus. Der öffentliche Dienst setzte 2021 eine Gehaltserhöhung von etwa 1,5 Prozent durch, was die niedrige Inflation widerspiegelte. Auch die Tarifabschlüsse in der Privatwirtschaft lagen mit rund ein bis zwei Prozent im gleichen Rahmen.

Diese Zeit war noch von einer stabilen Wirtschaftslage geprägt. Doch das sollte sich bald ändern.

2022: Rekordinflation und erster Anstieg der Löhne im öffentlichen Dienst

2022 schossen die Preise dramatisch in die Höhe, verursacht durch einen Mix aus Energiekrise, Lieferengpässen und wirtschaftlichen Nachwirkungen der Corona-Pandemie. Die Verbraucherpreise stiegen um satte 8,6 Prozent, was zu einem deutlichen Anstieg der Lebenshaltungskosten führte. Doch trotz dieser Teuerung bleiben die Lohnerhöhungen im öffentlichen Dienst (ca. 3 Prozent) und in der Privatwirtschaft (durchschnittlich 3,1 Prozent) zunächst niedrig. Dies führte zu realen Kaufkraftverlusten. Besonders im öffentlichen Dienst blieb der Anstieg der Gehälter deutlich hinter der Inflation zurück, was den Druck auf die Gewerkschaften erhöhte.

Ab Herbst 2022 wurde dieser Druck in Form ungewöhnlich hoher Lohnforderungen und Streiks sichtbar. Insbesondere der öffentliche Dienst als großer Arbeitgeber forderte nach Jahren zurückhaltender Forderungen nun deutlich höhere Gehaltsanpassungen. Die Gewerkschaften argumentierten, dass die Teuerung vor allem durch externe Faktoren wie Energiepreise und Lieferkettenprobleme verursacht wurde und die Löhne lediglich der gestiegenen Inflation angepasst werden müssten.

2023: Der öffentliche Dienst setzt den Trend, dem die Wirtschaft folgt

2023 war es dann so weit: Es folgten kräftige Lohnerhöhungen. Sie glichen die zuvor erlittenen Kaufkraftverluste weitgehend aus. Besonders bemerkenswert war die Entscheidung im öffentlichen Dienst, die Gehälter ab Jänner 2023 um 7,3 Prozent zu erhöhen. Noch nie zuvor in der jüngeren Geschichte waren die Löhne im öffentlichen Sektor derart stark angestiegen. Nach diesem Rekordplus beschlossen viele private Sektoren, dem Trend zu folgen: Die Metallindustrie, der Handel und die Sozialwirtschaft verzeichneten Lohnsteigerungen von 7 bis 8 Prozent, während in Bereichen wie der Gastronomie und der Reinigung Lohnerhöhungen von bis zu 10 Prozent durchgesetzt wurden.

Das blieb nicht ohne Folgen: Besonders in dienstleistungsintensiven Branchen wie der Gastronomie führte der Anstieg der Löhne zu höheren Produktionskosten, die weitgehend auf die Verbraucherpreise abgewälzt wurden. So stiegen die Preise in Restaurants und Hotels im Jahr 2023 um 15,8 Prozent. Diese Entwicklung führte zu weitreichenden Auswirkungen auf die Preisentwicklung und die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft.

2024: Anhaltende Lohnsteigerungen und eine hartnäckige Inflation

Der Trend zu hohen Lohnabschlüssen setzte sich im Jahr 2024 fort. Neuerlich machte der öffentliche Dienst den Anfang. Dort wurden die Löhne um 9,15 Prozent erhöht, was nahezu die gesamte Inflationsrate abdeckte, die zu diesem Zeitpunkt bei rund 9 Prozent lag.

Die höheren Gehälter im staatlichen Bereich werden vom Steuerzahler finanziert, die höheren Produktionskosten in der Privatwirtschaft müssen die Verbraucher bezahlen – womit die Inflation erst recht wieder steigt, und die Löhne zwar nominal höher sind, aber nicht mit einer höheren Kaufkraft einhergehen. Im Gegenteil: Trotz der nominal höheren Löhne führten die anhaltend hohen Preise zu einem Kaufkraftverlust, was die Inflation in Österreich zusätzlich verstärkte.

So kam es dann auch: In vielen privaten Sektoren, wie der Metallindustrie und dem Gastgewerbe, wurden Lohnsteigerungen von 7 bis 9 Prozent vereinbart. Diese Anpassungen sicherten nominal die Kaufkraft der Beschäftigten, sorgten aber zugleich für einen weiteren Preisdruck, insbesondere im Dienstleistungssektor.

Der öffentlichen Dienst war erster Treiber der Lohn-Preisspirale

Trotz der gesunkenen Gesamtinflation im Jahr 2024 (geschätzt auf etwa 3 bis 4 Prozent) blieb die Teuerung in Österreich aufgrund der starken Lohnsteigerungen höher als im europäischen Durchschnitt. Besonders die Preise im Dienstleistungssektor, etwa in Restaurants und Hotels, stiegen weiterhin deutlich, was die anhaltende „Teuerungsspirale“ verstärkte. Diese Rückkopplung zwischen Lohn- und Preisentwicklung wird zunehmend als ein zentrales Element der österreichischen Inflation in den kommenden Jahren betrachtet.

Doch eine Schlüsselrolle spielte dabei der öffentliche Dienst: Die hohen Lohnforderungen ab 2022, beginnend mit dem öffentlichen Dienst, trugen maßgeblich zur Inflationsdynamik bei. Die nachfolgenden hohen Lohnabschlüsse in der Privatwirtschaft setzten die Entwicklung fort und führten in einigen Bereichen zu einem verstärkten Preisdruck, vor allem im Dienstleistungssektor.

Die hohen Löhne sind nicht die einzige Ursache der hohen Preise, aber die Wechselwirkung zwischen Löhnen und Preisen waren dennoch unübersehbar und hatte signifikante Auswirkungen auf die Inflation.