OpenAI bremst Börsenfantasien aus: IPO steht vorerst nicht auf der Agenda
Seit Monaten brodelt die Gerüchteküche im Silicon Valley: Wird OpenAI, das wohl einflussreichste KI-Unternehmen der Welt, bald an die Börse gehen? Nach jüngsten Berichten über eine mögliche Bewertung von bis zu einer Billion US-Dollar hat Finanzchefin Sarah Friar nun für vorläufige Klarheit gesorgt.
„Ein Börsengang steht derzeit nicht auf unserer Agenda“, erklärte Friar auf der Tech Live-Konferenz des Wall Street Journal. Man konzentriere sich darauf, das Unternehmen operativ zu festigen und weiter skalierbar zu machen. Ein IPO sei „nicht Teil der kurzfristigen Planung“.
Offiziell gibt sich OpenAI weiterhin als Organisation mit gemeinnützigem Anspruch, deren Ziel es ist, Künstliche Intelligenz „zum Wohle der Menschheit“ zu entwickeln. In der Praxis zeigt sich jedoch ein anderes Bild: Die jüngste Umstrukturierung, bei der der kommerzielle Geschäftsbereich in eine eigenständige Gesellschaft unter dem Dach der neu gegründeten OpenAI Foundation überführt wurde, verdeutlicht, wie weit sich die Organisation inzwischen von ihrer ursprünglichen Non-Profit-Ausrichtung entfernt hat.
Die Stiftung hält laut internen Dokumenten rund 26 % der Anteile – mit Optionen, bei Erreichen bestimmter Meilensteine weitere Anteile zu übernehmen. Gleichzeitig hat OpenAI milliardenschwere Verträge mit Microsoft, Google (Alphabet) und Amazon abgeschlossen, um seine Rechenkapazitäten und Chipversorgung zu sichern.
Spekulationen über ein Milliarden-IPO bleiben bestehen
Trotz Friars Stellungnahme halten sich Berichte, wonach OpenAI den Schritt an die Börse intern vorbereitet. Laut mit der Angelegenheit vertrauten Kreisen könnte der Antrag bei der US-Börsenaufsicht SEC bereits Ende 2026 gestellt werden, möglicherweise früher. Ziel sei es, über den Börsengang mindestens 60 Milliarden Dollar einzunehmen.
Ein solcher Schritt hätte nicht nur wirtschaftliche, sondern auch politische und symbolische Bedeutung. OpenAI steht heute sinnbildlich für den Aufstieg – und die Risiken – der Künstlichen Intelligenz. Ein Börsengang würde das Unternehmen endgültig aus dem Schatten der Forschungsinstitution in die Liga globaler Tech-Giganten katapultieren.
Microsoft bleibt Schlüsselpartner – und strategischer Einflussfaktor
Seit der Milliardenbeteiligung von Microsoft, das OpenAI mit rund 500 Milliarden Dollar bewertet, ist das Verhältnis zwischen Partner und Teilhaber zunehmend verzahnt. Die Softwaregiganten teilen nicht nur Cloud-Infrastruktur, sondern auch Forschungskapazitäten. Branchenbeobachter sehen in Microsofts Rolle eine Art „stille Kontrolle“ – die ohne Börsennotierung womöglich noch stärker ist als mit.
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